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Mit Unsinn hört Euch Klingklang auf zu quälen;
Der Krittler dort, er hat sich satt gebellt.
Ein Harpagon vergißt sein Gold zu zählen;
Versöhnt hat sich ein Timon mit der Welt.

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Vom Heuchler wird, wie oft die Brüder fehlen,

Nicht mehr die Chronik hier ans Licht gestellt.
Dem Lästern, denkt! und Javas edler Bohne
Entsagt zugleich die würdige Matrone.

Die Mutter starb, und jetzt erst haben eine

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Die Kinder, einst von ihr der Welt geschenkt.

Im offnen Sarge seht dort jene Kleine!
Mit falschen Perlen hat man sie behenkt;
Nicht ächt in ihrer Krone sind die Steine,
Und doch bleibt sie, die Thörinn, ungekränkt.

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Die Haare selbst, nicht nach der Kunst geflochten,

Ihr Tadel, denkt! hat sie nicht angefochten.

Drum soll die Todten nur die Muse preisen,
Wenn Lebende der Schmeichler nur erhebt!
Erst, wenn die Maden gierig von uns speisen,

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Ists nöthig, daß uns Weihrauchduft umschwebt.

Auf, schenkt der Gruft, Ihr Dichter, Eure Weisen,
Und achtet nicht des Volks, das leibt und lebt!
Und will ein Lied der Menge nicht gefallen,
So denkt: Es ist das würdigste von allen!

 Weisser.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)