Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 274.jpg

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erwarb sich, weil er noch einige Nebenämtlein bekleidete, sein tägliches Brod reichlich und in Ehren; wollte er übrigens als ehrlicher Mann bestehen und für seine Familie als Gatte und Vater sorgen, so durfte er keinen großen Aufwand machen, sondern mußte etwas sparsam wirthschaften. Er war ein gerader, einfacher und fleißiger Mann, der um die Thorheiten und Moden der großen Welt sich wenig bekümmerte, aber desto eifriger und unermüdeter in seinen Geschäften lebte. Ein anderer Geist hingegen spukte in Sabinen, seiner ehlichen Hälfte. Ihr träumte es immer von hohen Dingen, alles im Hause sollte elegant eingerichtet, Möbeln und Kleider nach der neuesten Mode seyn; weil jedoch der Erwerb des fleißigen Mannes nicht immer hinreichen wollte, so mußten oft elende Flitter den Dienst des Soliden versehen. Die eitle Dame wollte es den Reicheren im Städtchen nicht nur in allen Stücken gleich thun, sondern sie auch noch übertreffen, so oft es eine Veranlassung gab, sich, wie man sagt, sehen zu lassen. Weil nun all ihr Sinnen und Dichten auf solche Dinge gerichtet war, so achtete sie um so weniger des Hauswesens, und fremde Hände mußten verrichten, was ihres Thuns gewesen wäre. Somit wollte denn oft der mühsame Erwerb des guten Manns nicht ausreichen, noch viel weniger konnte er es zu einem Sparpfennig bringen.

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)