Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 308.jpg

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ihr Schicksal, denn er wußte wohl, daß Sabine kein Geld mehr in Händen hatte, ja es war sogar Absicht gewesen, sie auf die Probe zu setzen, ob Eitelkeit und Leichtsinn über Pflicht und Recht siegen würden. Sabine war der Versuchung nicht widerstanden; ein unbegreiflicher Leichtsinn verleitete sie zu der schändlichen That. Was soll sie nun antworten? Sie meint zu versinken im Gefühl des Unrechts, das sie nun ganz erkennt, aber sie scheut sich zu gestehen, sie läugnet, sie gibt vor, nichts von der Uhr zu wissen. Damit aber ist Conradi nicht zufrieden, er dringt stärker in sie. Sabine weicht immer noch aus. „Nun so sage mir, spricht jetzt der Gatte mit Ernst und Festigkeit, woher hast du das Geld genommen, um die fremden Weine und das kostbare Konfekt zu kaufen? Auch wirst du wohl noch einen Pfennig zum Spiel nöthig gehabt haben?“ – Sabine zitterte. Conradi bemerkte die Zerrüttung des Weibes, und frug endlich bestimmt: „nicht wahr, du hast die Uhr für baares Geld umgesetzt?“ – Sabine, die sich bereits verrathen glaubte, stammelte: „Ja!“ –

„Was höre ich,“ sprach nun ihr Vater, „du konntest dich so weit vergessen, eine Uhr deines Mannes in Versatz zu geben, wahrscheinlich für eine unbedeutende Kleinigkeit?“

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_308.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)