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Deren will sie heute kochen.

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Ach, sie hat wohl nicht bedacht,

Wie die Brust ihr werde pochen,
Wenn sie an den Sarg sich macht,
Wie ihr von Erinnerungen
Bluten wird das weiche Herz,

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Wie, betäubt nur, nicht bezwungen,

Neu erwachen wird ihr Schmerz!
Weh ihr, als mit halbem Blicke
Sie kaum flüchtig hingeschaut,
Klagt, ergriffen vom Geschicke,

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Die Bestürzte lang und laut,

Außer sich, mit Händeringen
Jammert sie im Kämmerlein,
Und die Nachbarinnen springen
Sorgenvoll und schnell herein,

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Voller Mitleid mit dem Weibe,

Meinend, die Betrübte nun
Könnte sich an ihrem Leibe
Etwas unheilvolles thun.

Kaum nun steh’n die guten Frauen

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Bey der Wittwe tief bewegt,

Als schon an ihr Ohr voll Grauen
Diese Jammerkunde schlägt:

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_320.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)