Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 334.jpg

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der es verdiente, in die Annalen von Kleinkrähwinkel zum bleibenden Andenken für die Nachwelt eingetragen zu werden.

Endlich erschien der erwartete Morgen. Heiter strahlte die aufgehende Sonne empor, als hätte sie es darauf angelegt den Tag recht zu verherrlichen. Das ganze Dorf erwachte mit reger Aemsigkeit, die Zubereitungen zum würdigen Empfang des Landesherrn nahmen alle Kräfte des Geistes und Leibes in Anspruch. Auf den Mittag sollte er durchs Ort kommen, auf diese Zeit hin wurde alles bestellt. Die Ehrenpforte strotzte von Reisig und Laubwerk, und die Innschriften, die auf ausgehängten Tafeln prangten, zeugten von dem ungewöhnlichen Geist in Kleinkrähwinkel. Der Amtmann zog den Audienzrock mit vergoldeten Knöpfen an, und schmückte sein Haupt mit einer frischgekämmten Perücke; der Pfarrer hatte sich auf den gebieterischen Rath seiner ehlichen Hälfte einen neuen Chorrock verfertigen lassen, um damit das Alter und die Schaamröthe des übrigen Anzugs zu decken; die Herren vom Magistrat legten ihren Sonntagsanzug in Bereitschaft; der Förster putzte sich auf, wie wenn es zu einem Festjagen gienge; der Schulmeister warf sich früh am Morgen schon in sein Examenkleid, indem er die festlich aufgetackelte Schuljugend bey Zeiten versammeln wollte, um ihnen Manieren

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_334.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)