Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 338.jpg

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und Läuten und dem darein gellenden Gesang des Schulmeisters und seiner Schuljugend, hörte kein Mensch mehr sein eigenes Wort. Als aber die Postknechte nicht nachließen auf die wackern Dorfbursche hineinzupeitschen, verloren diese endlich die Geduld, rissen die Postknechte von ihren Gäulen, zerbrachen ihnen die Geißeln, und zerarbeiteten sie mit den Stumpen der Stecken so weidlich, daß sie bald kein Glied mehr bewegen konnten. Jetzt war der erlauchte Reisende ganz in der Gewalt des Volks, aber wahrlich keiner furchtdrohenden und bedenklichen, denn die guten Leute bemächtigten sich seiner Person nur aus Liebe. Nachdem die Bursche den Postknechten mit reichlichen Zinsen die Prügelgabe erwiedert, und sie in den Graben der Straße geworfen hatten, wo sie auf einem ziemlich weichen Grunde Zeit hatten sich zu erholen, spannten sie ihrer Ordre gemäß sich selbst an den Wagen, stolz darauf die Rolle fürstlicher Rosse übernehmen zu dürfen. Also war kein Hinderniß mehr vorhanden, das den wohlausgedachten Plan hätte vereiteln können. Der Wagen gleitete langsam durch die grünende Pforte, und hinter ihm drein entlud sich die ganze Straße allmählig aller am Rande rechts und links stehender Menschengestalten. So gelangte der Zug durchs ganze Dorf, und endete zuletzt am Rathhause.

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_338.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)