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Schoppen stillschweigend aus, und ging froh und wohlgemuth heim.

Die Nacht über konnte er nicht schlafen, so voll war sein Kopf von Entwürfen, die eben sowohl seiner Gewinnsucht als seiner feindseligen Mißgunst fröhnten. Kaum also war der Morgen angebrochen, als er schon alle Anstalten traf zu seiner seltsamen Handelschaft. Er ging von Ort zu Ort in der Nachbarschaft, und kaufte so viele Geisen zusammen, als er in der Eile auftreiben konnte, denn auf Eile setzte er das ganze Gelingen der Unternehmung, und da er mit dem baaren Gelde seiner Erbschaft honett bezahlte, so brachte er bald ein ansehnliches Häuflein zusammen. Jedermann wunderte sich seines Werks, und manche wackere und verständige Männer riethen ihm ab, allein es war alles vergebens. Nie sind mit solcher Leidenschaft Geisen aufgekauft worden, als von ihm, und Tag für Tag meckerten so viele derselben seinen Ställen zu, daß binnen acht Tagen die erwünschte Anzahl voll war. Der schelmische Hans betrachtete des betrogenen Nachbars eilfertigen Einkauf mit inniger Schadenfreude, lachte im Stillen über dessen Geisenanwachs, und wünschte ihm bey seinem Abzuge mit spöttischem Lächeln Glück auf die Reise.

Michel achtete des Spötters nicht, nahm fröhlich Abschied von Weib und Kind, und trat, unter dem

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_348.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)