Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 349.jpg

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Erstaunen aller Dorfbewohner, die nie eine solche Menge von Geisen bey einander gesehen hatten, den abentheuerlichen Zug getrost an. Es war eine mühselige Fahrt, denn die Thiere wollten sich nicht recht treiben lassen, und wo eine Hecke war, da entstand liebe Noth sie fortzubringen. Darüber gab es denn auch manchen Verdruß mit den Güterbesitzern, auch war der Zug sehr kostspielig, denn Zoll, Weggeld und Fütterung nahm manchen Groschen weg, daß Michel oft hinter den Ohren kratzte, und sein Unternehmen bereute; allein die Hoffnung des Gewinns tröstete ihn immer wieder, und so kam er endlich in der langersehnten Schweiz an.

Jetzt, dachte er, ist alle Noth überstanden, und berechnete schon das Geld, das er mit heimzubringen hoffte; allein wie groß war sein Erstaunen, als er erfuhr, daß die Geisen in der Schweiz wohlfeiler zu haben seyen, als in seinem Dorfe, und daß Niemand von einer Viehseuche etwas wisse! Nun gingen ihm die Augen auf über Hansens Bosheit und über seine leichtgläubige Dummheit, mit verbißenem Aerger erkannte er, daß er betrogen war; allein was half da alles Zürnen und Grollen, es galt einen schnellen Entschluß, denn die Geisen hätte er um keinen Preis mehr mit heim genommen, und wenn er sie lange beysammen behielt, so fraßen sie sich auf, also verkaufte er die Waare um

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_349.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)