Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 362.jpg

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wieder, und mit jeder neuen Betastung wuchs sein Glaube. Das kann, dachte er, nichts anders seyn als Gold, das hat der selige Herr so verwahrt als einen Nothpfennig. Die Hosen muß ich bekommen, kosten sie, was sie wollen. Er wandte sich also wiederholt an den Besitzer dieses verborgenen Schatzes: „Geben Sie mir die Hosen, ich zahle zwey Dukaten dafür – ein rares Geld für so alte Fetzen – was schütteln Sie den Kopf? – Nu, ich zahle vier – schlagen Sie ein, ich zahle sechs. Wo hat man je so viel für eine solche Waare geboten? aber daß Sie sehen, welch ein ehrlicher Jüd ich bin, so muß ich ’r Gnaden sagen, daß ich dem seligen Herrn etwas schuldig geblieben bin, und hab’ ihn nicht mehr bezahlen können, und diese Schuld will ich nun an Sie abtragen – ich gebe acht Dukaten.“ – „Laß mich in Ruhe, du bekommst sie nicht.“ – „Wie Sie doch so hart seyn können! wissen Sie was, ich gebe zwölf Dukaten, denn so viel blieb ich dem goldenen Herrn schuldig.“ –

Der Officier schien noch eine Zeitlang zu widerstehen, wurde aber immer nachgiebiger, und schloß endlich den Handel mit den Worten: „Da nimm sie, aber baar mußt du mich bezahlen, und nie wieder über meine Schwelle kommen, noch weniger eine Nachforderung machen, unter keinem Vorwand; das mußt du mir unterschreiben.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_362.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)