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es wolle, war von seiner frühen Jugend an ein gar arger Sünder gewesen, weshalb ihn zuletzt der Erzbischof von Magdeburg in den Bann gethan hatte. Ueber solches spottete der Graf aber, und er ging in seinem gottlosen Frevelmuthe so weit, daß er höhnend sagte, er wolle doch einmal sehen, ob es wahr sei, was die Leute sagen, daß selbst die Hunde nichts annehmen von Einem, der im Bann sich befinde. Er ließ also seine Hunde alle zusammenkommen und warf ihnen Brod vor. Allein keiner von den Hunden wollte auch nur ein einziges Stücklein aufnehmen. Da ging der Graf in sich, und er erkannte seine vielen und großen Sünden, und stiftete, um sie zu büßenden Dom zu Stendal. Dieß war im Jahre 1188. Darauf that ihn der Erzbischof aus dem Bann.

Ueber die Altmark. I. S. 185.
Sammlung zu einer Chronik von Stendal. I. S. 7.


3. Die Rolandssäulen.

In den Städten und selbst in einzelnen Flecken der Mark Brandenburg trifft man häufig große steinerne Säulen eines geharnischten Mannes an. Sie stehen in der Mitte des Orts, in den Städten auf dem Markte in der Nähe des Rathhauses. Sie heißen Rolandssäulen. Die gemeine Meinung des Volks ist, daß sie den Ritter Roland, den großen Vetter des großen Kaisers Carl, vorstellen, der ein Schirmer und Beschützer der Gerechtigkeit gewesen sei. Die Gelehrten nehmen an, daß das Wort eigentlich Rugelandssäulen, Rüge, Gerichtsstand bedeutend, heißen solle. So viel ist ausgemacht, daß sie das Recht der eigenen Gerichtsbarkeit eines Ortes anzeigen, und zwar, wenn der Roland ein Schwert trägt, das Recht über Leib und Leben, sonst aber nur die niedere Gerichtsbarkeit. In den meisten Orten der Mark sind

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_004.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)