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der Teufel solle sie holen, wenn sie nicht die Wahrheit spreche. Da erschien wirklich der Teufel, packte sie auf und führte sie auf einem Pferde hinweg. Im Davonjagen aus dem Dorf trat das Teufelspferd auf jenen Stein, und davon rührt noch jene Spur her.

Nach einer anderen Sage sollte vor vielen hundert Jahren bei Darnstedt einmal eine Schlacht gehalten werden. Einer der Generale aber hatte keinen guten Muth dazu, und sprach höhnisch: So gewiß mein Pferd in diesen Stein hineintreten wird, so gewiß werden wir die Schlacht gewinnen. Als er aber darauf über den Stein ritt, trat sein Pferd wirklich jenes Loch hinein. Die Schlacht ward auch des anderen Tages gewonnen.

Beckmann histor. Beschreibung v. Brandenburg. Th. I. S. 375. 376.


14. Der Teufel und der Schreiber zu Klein-Schwechten.

Auf dem Rittergute Klein-Schwechten, anderthalb Meilen von Stendal, lebte vor ungefähr zweihundert Jahren ein Schreiber, Namens Heinrich Meier. Der hatte eines Tages eine Gotteslästerung ausgestoßen und war deshalb zur Untersuchung gezogen. Wie nun der Prozeß gegen ihn im Gange war und er eine harte Strafe befürchtete, da erschien ihm eines Tages der Teufel, als Herr ganz schwarz gekleidet. Er erbot sich dem Schreiber, ihn aus aller Verlegenheit zu ziehen und ihn von der Strafe zu befreien, wenn er Gott abschwören und sich ihm ergeben wolle. Der Schreiber aber wollte nichts mit ihm zu thun haben und widerstand allen Lockungen des Satans. Als dieser jedoch gar nicht weichen wollte, und immer von Neuem wieder anfing, da hob er an laut zu beten, worauf der Versucher verschwand. Als den Richtern solche Standhaftigkeit und Frömmigkeit des Schreibers bekannt wurde, da ließen sie ihn für dießmal mit einer geringen Geldstrafe los.

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)