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gar Viele erschlagen, und von den Belagerten fiel Niemand. Da kam endlich der Dänische General Fuchs dem Grafen zu Hülfe. Der merkte bald, wie die Sache beschaffen war. Es war nämlich ein Meßpfaff mit im Schlosse, der durch Zauberei alle Soldaten in demselben fest gemacht hatte, so daß sie nicht konnten verwundet werden, weder durch Eisen noch durch Blei. Als solches der General gewahrt hatte, da ließ er seinen Leuten große und schwere Holzaxten machen; mit diesen ließ er sie das Schloß von Neuem stürmen, und auf die Belagerten losschlagen; die wurden denn nun alle erschlagen, denn gegen Holz hatte der Pfaff sie nicht fest gemacht. Also nahm er das Schloß.

Rittners Altmärk. Geschichtsbuch in Küsters antiq. Tangerm. II. 31.


24. Die alte und die neue Stadt Gardelegen.

Die Stadt Gardelegen hat vormals nicht an demselben Platze gelegen, wo sie jetzt liegt, sondern eine gute Strecke davon, nahe bei, wo jetzt die Isenschnibbe ist. Hier hat noch vor 300 Jahren ein altes steinernes Kreuz gestanden, an welchem eine unleserliche Inschrift gewesen; zu demselben, welches dem heiligen Petrus zu Ehren soll aufgerichtet gewesen sein, ist damals alle Jahre am Sonntage Exaudi die ganze Stadt mit Singen und Spielen in einem großen Aufzuge herausgefahren und gegangen, und hat sich sonderlich lustig gemacht.

Der Ort aber, wo das jetzige Gardelegen liegt, ist vor Zeiten ein Sumpf, Morast und dickes Holz- und Buschwerk gewesen, durch welches die Wölde und Lausebeck geflossen. Darin haben viele Buschklepper und Räuber genistet, von welchen dem Lande viel Schaden zugefügt worden. Da hat es sich eines Tages zugetragen, daß die in der alten Stadt Gardelegen einen von diesen Räubern gefangen bekamen. Sie hatten ihn vermittelst der Spur

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_023.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)