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26. Die Wette um das Thor zu Gardelegen.

In der Stadt Gardelegen war in früheren Zeiten am Ende der Burgstraße nach der Isernschnibbe hin ein Stadtthor. Dasselbe war für die Herren von Alvensleben, welche die Gerichtsbarkeit über die Burgstraße hatten, und mußte Tag und Nacht für sie offen gehalten werden. Darüber entstand mancher Streit zwischen denen von Alvensleben und dem Magistrate der Stadt. Endlich wurde jedoch allem Hader auf einmal ein Ende gemacht. Denn als eines Tages der Magistrat und der älteste Herr von Alvensleben bei einem frohen Mahle in der Stadt beisammensaßen, da wetteten sie mit einander, daß das Thor auf ewige Zeiten solle verschlossen bleiben, wenn der Magistrat es während der Zeit könne zumauern lassen, daß der Herr von Alvensleben zu Rosse um die Stadt jage. Der Magistrat nahm darauf die flinksten Maurerleute zur Hand, und der Herr von Alvensleben bestieg sein bestes Roß, das er im Stalle hatte. Der Magistrat gewann aber die Wette, denn der Herr von Alvensleben stürzte mit dem Pferde, als er ganz nahe am Ziele war.

Ueber die Altmark. II. 271. 272.


27. Das Wamms des Geräderten.

Im Jahre 1587 brachen eines Nachts zwei Diebe, Hans aus Braunschweig und Valtin Jenze bei Perleberg gebürtig, in die St. Nicolai-Kirche zu Gardelegen ein, und raubten aus dem verschlossenem Schranke in der Sacristei einen Kelch und mehrere andere heilige Gefäße. Bei diesem Diebstahle wurden sie aber ertappt, indem der Küster, Nicolaus Winkelmann, das Licht in der Kirche gewahrte und die Wächter herbeirief. Der eine von ihnen wurde sofort festgehalten, der andere entkam zwar und versteckte

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_026.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)