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Von Neujahr bis Heiligen drei Königstag darf kein Dünger ausgefahren werden; denn um diese Zeit sind die Wölfe gerade am schlimmsten, und sie würden durch den Geruch frischen Düngers herbeigelockt werden.

Auf Lichtmessen, wie überhaupt an jedem Marientage, darf kein altes Zeug geflickt werden, weil sonst die Hühner Windeier legen.

Wenn auf Lichtmessentag die Sonne auch nur einen Augenblick hell am Himmel scheint, so gedeihen das Jahr die Bienen gut. Scheint sie aber gar nicht, so ist das für die Bienenzüchter ein schlimmes Zeichen.

Die Bauern haben für Lichtmeß folgenden Vers:

Lichtmessen hell und klar,
Giebt ein gutes Kornjahr,
Lichtmessen dunkel,
Macht den Bauern zum Junker!

(d. h. er hat dann nichts zu thun, zu dreschen.

Auf Fastnacht darf nicht gesponnen werden; das an diesem Tage gesponnene Garn würde doch nur wieder verschwinden.

Am Charfreitag muß der Hofhund ein Butterbrod bekommen, worin ein Kreuz geschnitten ist. (Eine Bedeutung dieses Gebrauchs ist nicht zu ermitteln gewesen.)

Wenn an den drei hohen Festtagen, Ostern, Pfingsten und Weihnachten, Jemand in der Nacht aufwacht, so nimmt er ein Gesangbuch, schlägt es auf, und legt es offen wieder fort. Am anderen Morgen sieht er nach, was für einen Gesang er aufgeschlagen hat, um daraus sein künftiges Schicksal zu ersehen. Ist der Gesang ein Sterbelied, so muß man noch in demselben Jahre sterben; ist es ein Tauflied, so läßt man noch in demselben Jahre taufen oder steht Gevatter. Ist der Gesang von anderem

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_084.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)