Seite:Temme Die Volkssagen der Altmark 091.jpg

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1. Ursprung der Geschlechter Habsburg, Zollern etc.

In Frankreich lebte vor langen Jahren ein König, welcher Günther hieß. Derselbe zeugte mit seiner Gemahlin so viele Söhne, daß ganz Frankreich zu wenig wurde, um ihnen ihrem Stande und ihrer Nothdurft gemäß Aufenthalt und gebührlichen Sitz zu gewähren. Da berathschlagten die Söhne des Königs unter sich, was sie thun sollten, und sie beschlossen aus Noth, ihren königlichen Stand und Frankreich zu verlassen, und im Auslande gemeiner Fürsten, ja auch wohl mittelmäßiger Grafen Stand zu erwählen und anzunehmen. Solches setzten sie auch alsbald ins Werk; sie begaben sich nach Deutschland und Burgund, in den Sundgau und ins Schwabenland, und sie wurden die Stifter der Fürsten- und Grafen-Häuser von Habsburg, Zollern, Kyburg, Piritz, Zähring u. s. w.

Andreas Werner, Magdeb. Chronik.


2. Die wunderbarste Sage von Berlin.

In der Stadt Berlin war früher eine sehr große Sittenstrenge. Das erfuhr im Jahre 1364 Herr Conrad Schütz, Geheimschreiber des Erzbischofs Dietrich von Magdeburg. Als dieser Herr Schütz eines Tages nach den öffentlichen Bädern ging, begegnete ihm auf dem Wege dahin eine junge Bürgersfrau. Die fragte er scherzend,

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_091.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)