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ließ er die Augen mit Gewalt ausstechen, darüber denn der Erzbischof hart ergrimmte und den Fürsten in den Bann erklärte. Da geschah es, daß von diesem Verbannten selbst die Hunde kein Brod und keine Speise annehmen wollten. Dadurch kam derselbe zur Erkenntniß und Reue seiner Mißhandlung, und er kommt daher zum Erzbischof in bloßem Haupte und in bloßen Füßen, fällt vor dem nieder und bittet um Absolution. Diese wurde ihm auch alsbald in Gegenwart des Kaisers Heinrich, worauf es wieder wohl um ihn stand.

Amersbach, Chronik des Erzstifts Magdeburg. S. 26.
Andr. Werner, Magdeb. Chronik (nicht paginirt).


7. Kriegeszeichen.

Unser deutsches Vaterland wurde von sehr schweren und schädlichen Kriegen heimgesucht unter seinem Kaiser Heinrich, dem Vierten dieses Namens, welcher regierte vom Jahre 1065 bis zum Jahre 1105. Diesen Kriegen gingen aber auch ganz besondere Anzeigen vorher, absonderlich im Erzbisthum Magdeburg. Denn nicht allein, daß man überall zwei Monate lang einen großen Cometen gesehen, und daß in der Luft sich feurige Kriegsheere zeigten mit blutigen Waffen, brennenden Fackeln, glühenden Pfeilen, und belagerten Städten, so wie ein Krachen in den Lüften gehört wurde, als wenn dort große Feldschlachten geliefert würden; eben so geschahen noch ganz besondere Wunder im Magdeburgischen. So versammelten sich eines Tages auf dem Marsch bei Magdeburg ein großer Haufen Raben, welche also heftig mit einander gestritten, daß eine große Menge von ihnen todt zur Erde niederfielen. Solcher Streit hat einen ganzen Tag gewähret. Ferner haben mehrere Bischofsstäbe, die in ihren Capellen standen, am hellen Tage, da es lauter und klar Wetter gewesen, Wasser

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)