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Gottfried Gengenbacher, Magdeb. Chr.
Andr. Werner, Magdeb. Chronik.


12. Die Cardinalsbirne.

Unter dem Namen der Cardinalsbirne ist zu Magdeburg eine schöne, wohlschmeckende Birne bekannt. Dieser Name ist schon sehr alt, und im Jahre 1453 entstanden. Dazumal hatte der Papst den Bruder Johann Capistran, Barfüßer-Ordens, mit mehreren seiner Brüder in das Land zu Böhmen geschicket. Der wurde von dem Erzbischof Fridericus mit nach Magdeburg gebracht, wo er wegen seiner großen Frömmigkeit von der ganzen Clerisei und von der Gemeinde mit Kreuzen und Fahnen prächtiglich empfangen wurde. Man bauete ihm einen Pallast auf dem neuen Markte, davon er predigte. Er predigte mit solchem Ernst und Eifer, daß man ihm alle Wurftafeln, Würfel, Karten, Larven und anderes Spielgeräthe, und die Frauen ihre Schnüre und Haare, und ihre Bretter, darauf sie ihre Schleier und Tücher zu kleistern pflegten, darbrachten, und es wurde alles dieses öffentlich auf dem neuen Markte verbrannt. - Dieser Capistran aß einesmals von jenen schönen Birnen, und weil er sie so gar wohlschmeckend fand, so segnete und weihete er sie. Davon haben sie den Namen Cardinalsbirnen erhalten, den sie noch jetzt haben.

Alte Magd. Chronik.


13. Der Erzbischof Ernestus zu Magdeburg.

Der ein und vierzigste Erzbischof von Magdeburg war Ernestus, ein Herzog von Sachsen, Herzogs Ernsten des Churfürsten Sohn. Er wurde am heiligen drei Königs-Tage des Jahres 1476 zum Erzbischofe erkoren, und bekleidete den erzbischöflichen Stuhl bis zum Jahre 1513,

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)