der Prozeß des Kalfaterns. Kam dann Mittagzeit heran, so wurde noch eine Pfanne mit Kartoffeln und Speckstücken in die Glut geschoben und viele, viele Male, wenn ich um diese Stunde hier meines Weges zog, sog ich begierig den appetitlichen Qualm ein, an dem mich der Pechbeisatz nicht im Mindesten störte. Noch jetzt nähre ich mich, oder doch wenigstens meine Nerven, mit Vorliebe von dem Erdpechqualm, der mitunter durch unsere neu zu asphaltirenden Berliner Straßen zieht.
Um die Frühjahrs- und Sommerzeit setzte sich dann auch der mitten im Strome liegende englische Dampfbagger wieder in Thätigkeit, dem es oblag, das Fahrwasser zu verbessern und dessen aus der Tiefe heraufgeholten Erd- und Schlickmassen an einer flachen Stelle des Stromes ausgeschüttet und aufgethürmt wurden, um hier eine künstliche kleine Insel entstehen zu lassen. Ein paar Jahre später stand sie schon hoch in Rohr und Schilf und trägt jetzt wahrscheinlich Häuser und Etablissements der Marine-Station, allen denen, die das erste Drittel des Jahrhunderts noch gesehen, den Wechsel der Zeiten und das Wachsen unserer Machtstellung bezeugend.
Halbe Stunden lang sah ich, wenn ich konnte, der Arbeit des englischen Baggers zu, dessen Ingenieur, ein alter Schotte, Namens Macdonald, mein
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/090&oldid=- (Version vom 1.8.2018)