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dem „Sieger von Navarino“, tief einprägten. Am meisten Eindruck aber machte Präsident Bolivar auf mich, Held und Befreier von Süd-Amerika, das mir als Cortez- und Pizarro-Gegend ohnehin theuer war, ein sehr schöner Mann, der ebenso durch sein Aussehn wie durch den Klang seines Namens, meine Sinne gefangen nahm. Ja, diese den Hauptschmuck der Wohnung ausmachenden Bilder fesselten mich immer wieder, mein Hauptstaunen aber war doch wohl der große Frontsaal, der, meist geschlossen, nur bei Festvorbereitungen geöffnet wurde, bei welcher Gelegenheit ich dann einen flüchtigen Einblick thun konnte. Zu beiden Seiten standen zahllose Stühle, dicht nebeneinander gerückt, ein mächtiger Glas-Kronleuchter hing von der Decke herab und dem Eingange gegenüber, ganz wie bei uns, erhob sich ein bis an die Decke reichender Trümeau. Das Ganze wie das Einzelne gab mir ein Gefühl von Befriedigung und es freut mich heute noch, daß ich schon damals die schönheitliche Ueberlegenheit dieser aus der Empire Zeit stammenden und wahrscheinlich aus England bezogenen Möbel ganz deutlich empfand. All die, Kapitel 5 geschilderten „Prachtstücke,“ die wir in unserm eigenen Hause besaßen, wirkten, trotz einer gewissen Aehnlichkeit oder vielleicht

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Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/133&oldid=- (Version vom 1.8.2018)