auf Corswant zu oder noch lieber nach dem in Nähe des Haffs und des „Golms“ gelegenen Dorfe Camminke. Da war eine vielbesuchte Kegelbahn, auf der dann auch die Damen mitspielten. Ich meinerseits aber stellte mich gern neben die splittrige Lattenrinne, drauf der Kegeljunge die Kugeln wieder zurücklaufen ließ, welchen Stand ich übrigens nur wählte, weil ich kurze Zeit vorher gehört hatte, daß ein Mitspielender, auf eben dieser Kegelbahn, beim Abfangen der heranrollenden Kugel sich einen langen Lattensplitter unter den Nagel des Zeigefingers eingestoßen habe. Das hatte solchen Eindruck auf mich gemacht, daß ich immer schaudernd auf eine Wiederholung wartete, die aber zum Glück ausblieb. War ich dann endlich müde vom Warten, so trat ich durch eine schiefhängende, immer knarrende Gitterthür in ein Stück Gartenland ein, das dicht neben der Kegelbahn hinlief und zwar parallel mit ihr. Es war ein richtiger Bauerngarten, Balsaminen und Reseda blühten drin und an einer Stelle standen die Malven so hoch, daß sie eine Gasse bildeten. Sank dann die Sonne drüben am Walde, so schwamm der nach Westen liegende Golm in einem rothen Licht und die metallne Kugel auf seiner hohen Säule, sah, als wäre sie golden, auf das Dorf und den Kegelgarten hernieder. Myriaden von Mücken
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)