Seite:Therese Stählin - Auf daß sie alle eins seien.pdf/107

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
An Schwester Selma Trautwein.
Neuendettelsau, 12. März 1893

 Meine liebe Selma, ich habe ein sehnliches Verlangen, daß es endlich mit Himmelkron entschieden werden möchte, und bitte jetzt nur noch, daß es doch uns zufallen möchte. Neulich hätten wir beinahe die Froschmühle gekauft, um die Quellen zu einer Wasserleitung zu bekommen. Aber noch einmal wie einst im Jahre 1867 ist die Wasserleitung ins Wasser gefallen.

Gott behüte Euch! Deine Mutter.


An Schwester Elisabeth von Oldershausen.
Neuendettelsau, 25. April 1893

 Meine liebe Schwester, bei uns ist immer viel Bewegung und Unruhe. Es ist heutzutage wohl überall so. Wenn uns die Stille der Ewigkeit umfängt, werden wir erst merken, wie sehr wir uns nach Stille gesehnt. Es freut mich sehr, daß Ihr so freundlich an Bruckberg denkt. Wie gern möchte ich Dir das einmal zeigen! Es ist so ein frisches junges Leben dort. Himmelkron sollte vorgestern übernommen werden, und es hat wieder an einer Formalität gescheitert. Unter unsern neuen vielen Blauen sind Zwillinge von Memmingen. Es ist draußen eine wunderbare Blütenpracht. Ich denke daran, wie mich’s vor zwei Jahren so eigen berührte: draußen die Welt in fröhlichem Schmuck und unser geliebter Hirte in der stillen Krankenstube so schwer leidend. Da sagte er einmal, als wir von diesem Kontrast redeten: Ja, die Kreatur hat auch nicht gesündigt wie wir...

Deine Therese.


An Schwester Elisabeth von Oldershausen.
Neuendettelsau, 8. und 9. Mai 1893

 Liebe Schwester Elisabeth, ich war in Himmelkron, aber es ist immer noch nicht übergeben. Aber wir haben ein großes Vermächtnis in Aussicht, so daß uns das wieder ein göttliches Siegel ist, daß Gott uns Himmelkron geben will. Morgen werden 14 Probeschwestern eingesegnet. Herr Rektor hat in der Vorbereitungswoche einen herrlichen Unterricht gegeben, in einer Stunde auch so besonders schön von der Blödensache gesprochen. Er hat ein tiefes Verständnis dafür. Heute

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/107&oldid=- (Version vom 22.8.2016)