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12–14 von den Grüßen der Vergangenheit an die Gegenwart, von den Grüßen des Jenseits an das Diesseits und von den Grüßen untereinander. Ich wollte, Ihr hättet es alle, alle gehört. Ich war allein am Abend auf dem Dorffriedhof, und es verlangte mich so, daß der Hirte dieser Gemeinde um Vergebung flehe für alle Sünden dieses Hauses. Ich war aber auch so dankbar für unsere drei Hirten. Herr Rektor gedachte heut mehr als sonst all des Guten, was die Gnade Gottes unter uns geschaffen, und er grüßte mit dem Gruß des Friedens Euch alle. Er gedachte aber auch des großen Ernstes, den das Haus nur allein in den drei Jahren seines Hierseins erfahren.

 Was wird’s sein nach wieder vierzig Jahren: Gestern war ich mit Herrn Rektor in Bruckberg, weil der Regierungsrat dort inspizieren wollte. Nächsten Montag fahren wir nach Nürnberg zu den Gemeindeschwestern. Betet darum, daß der Besuch ein Segen werde.

 Wir haben für nächstes Jahr nun wieder viel vor: das Spital soll ausgebaut werden, eine neue Leichenhalle und eine Kinderschule sollen gebaut werden.

 Gott behüte Euch allesamt! In herzlicher Liebe

Deine Therese.


An eine Schwester.
Neuendettelsau, 12. Nov. 1894

 Meine liebe Schwester, Gott hat jetzt eine schwere Verantwortung auf Deine Schultern gelegt. Seine Weisheit ist wunderbar. Er braucht uns zu etwas und erzieht dabei unsere Seelen, wie ist es für Dich so heilsam, unter der Größe Deiner Aufgabe Deine Kleinheit und Ohnmacht zu erkennen und Deine Hilfsbedürftigkeit!

 Betet für mich, daß ich einen frohen Mut behalte oder vielmehr wieder bekomme. Es tut’s nicht, daß die, die vermahnen sollen, am Boden liegen.

Gott segne Euch alle! Deine Therese.


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/118&oldid=- (Version vom 22.8.2016)