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An Schwester Selma Trautwein.
Neuendettelsau, 22. Nov. 1895

 Meine liebe Selma, ach, wie arm und gering kommt mir oft unsere ganze Sache vor! Dabei wird sie so groß, und ich habe doch eine Freude daran, daß sie so groß wird. „Vor unseligem Großwerden behüte uns, lieber Herre Gott“, so steht in der Litanei der Brüdergemeinde.

 Ich freue mich, wenn Du wiederkommst und ich kann Dir die neue Kinderschule zeigen; sie wird wirklich sehr schön... Gelt, Du gehst öfters an die Luft, und Ihr lebt auch nicht zu schlecht. Vielleicht solltet Ihr doch wieder statt der Kokosbutter das ehrliche Schmalz und die „häusliche“ Butter nehmen.

In herzlicher Liebe Deine Therese.


An Schwester Frieda von Soden.
Neuendettelsau, 20. Juli 1896

 Meine liebe Frieda, nun denke, was ich Dir heute schreibe: Wir tragen uns mit dem Gedanken, Dich als leitende Schwester an die Station Kitzingen zu versetzen. Dort werden demnächst so verschiedenartige Elemente zu vereinigen sein, daß wir eine zusammenfassende Hand für das alles brauchen: Industrieschule (Externat), Haushaltungsschule (Internat), Kinderschule, Gemeindedienst, Pflegeanstalt – das ist doch viel beisammen! Ich hoffe, es soll Dir gelingen, dies alles zu einer schönen Harmonie zu gestalten. Das Nähere erfährst Du, wenn Du hieher kommst...

Grüße alles herzlich! Deine Therese.


An eine künftige Blaue Schülerin.
Neuendettelsau, 22. Juli 1896

 Liebe Lina, wir haben Deine Papiere erhalten, und ich heiße Dich von Herzen als zukünftige Mitarbeiterin willkommen. Als Du mir auf jenem Wege Deines Herzens Gedanken offenbartest, da wußtest Du nicht, welch einen Trosttropfen Du in meine Seele fallen ließest. Es war mir vorher schwer und trüb zu Mute, es ist doch oft so gar viel Arbeit, zu der wir gerufen werden, und die Hände, die sie tun sollen, die rechten Hände zumal, die fehlen. Daß ich nun „so zufällig, auf dem Wege“ Dich fand, das war wie ein freundlicher Gruß

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/122&oldid=- (Version vom 22.8.2016)