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Ganze zu heben und Herrn Rektor, der so viel Schmerzen um dies „neugeborene Kind“ gehabt, eine treue Hilfe zu sein. Vorläufig sei nur noch mit ganzer Seele in Himmelkron. Wie wir freilich bei unserer großen Armut uns helfen sollen, das weiß ich nicht. Aber ich wäre auch sehr getrost, wenn ich Dich da draußen in dem wirklich schönen Haus beim Hain Mamre wüßte.

 Es ist ernste, schwere Zeit unter uns, und doch gewiß ist’s auch Segenszeit. Nur hat mich heut morgen die Losung so erschreckt: „Ich bin des Erbarmens müde.“ Ach, daß doch dies Wort uns nicht gelten müßte!...

In treuer Liebe Deine Therese.


An Schwester Selma Trautwein.
Neuendettelsau, 31. Juli 1900

 Liebe Selma, jetzt sind wir am vorigen Sonntag fünfhundert Schwestern geworden! Und die sollst Du alle, alle lieb haben und tief ins Herz schließen – das heißt vierhundertneunundneunzig! – Wir haben heute den Bau eines Erholungshauses auf der Jakobsruh beschlossen. – Das Hostieneisen ist längst bestellt. Die Paramentik stiftet es.

 Und Du sollst ins Brüderheim. Ich habe mich sehr mit dem Gedanken, der mir anfangs fremd war, angefreundet. Besinn Dich auf eine Nachfolgerin. Die Brüdersache bedarf mutiger Hände, aber Himmelkron bedarf auch viel. Doch kann dort jetzt alles in einem mehr geordneten Geleise gehen.

 Gott behüte Dich! Wir erfahren immer wieder Gottes Wunderhilfe.

Deine Therese.


An Schwester Selma Trautwein.
Neuendettelsau, 8. Sept. 1900

 Meine liebe Selma, nächsten Montag, so Gott will, trifft Schwester Marie Winterstein in Himmelkron ein – und Du wirst dann in stillem Frieden hier arbeiten. Ich sehne Dich sehr herbei, liebe Selma, und setze viel Hoffnung auf Dich, nicht bloß für das Brüderheim, sondern daß Du auch mir und dem Ganzen eine treue Hilfe bist, da Du doch so von früh an alle Verhältnisse kennst. Und nun sei männlich und sei stark!

Deine Therese.


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/146&oldid=- (Version vom 17.10.2016)