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sich aufmachte, die Häuser schmückte, mit zu den Gräbern zog, etc., etc., das war uns auch eine herzliche Freude. Daß doch einmal hervortrat, daß wir aus einer Wurzel entsprossen sind!

 Gottes Gnade schenke Durchlaucht ein seliges Pfingstfest! Wie nahe ist uns die Person des heiligen Geistes, und wie viel hat Er zu tun, daß Er eine vollendete Gemeinde und keine Ruinen dem Sohne Gottes am Ende der Tage überliefert!

 An Seine Durchlaucht will ich auch ein Dankeswort schreiben.

 Ich bin in Obernzenn, habe hier einige Geschäfte und freue mich des lieblichen Waldheims, wo viele Kranke Hilfe suchen.

 In großer Dankbarkeit und inniger Liebe bin ich

Ihre treu ergebene Therese Stählin.


An Schwester Charlotte Kollmann.
Jakobsruh, 8. Aug. 1904

 Meine liebe Charlotte, ich bin dankbar für die Stille und daß ich ein wenig aufarbeiten kann. Ich war heut im Gottesdienst. Eine herrliche Predigt über die Epistel erfreute und stärkte uns: „Über den Reichtum der Kirche“, und daß wir nicht klagen sollten über die traurigen Zustände der Zeit, soviel auch Grund dazu vorläge, sondern danken für den Reichtum, der uns geschenkt ist. Ach ja, das wollen wir. Wie viel habe ich auch speziell zu danken, wenn ich mein armes Leben überschaue, – und daß mir Gott solche Männer zu Wegweisern gegeben bis in meine frühe Jugendzeit zurück.

 Es waren gestern die angekündigten Studenten aus Berlin bei uns, denen sich Herr Rektor sehr viel gewidmet hat. Nun wird, so Gott will, übermorgen, am 10. August, Marie Wagner in die Blödenanstalt eingeführt. Das war vor vierundzwanzig Jahren der Todestag von Doris Braun.

 Die Besetzungen machen uns viel Not. Es reichen halt die Kräfte nicht und sind so wenig Anmeldungen da. Gott wird auch da helfen, wie Er jetzt einen gnädigen, milden Regen schon zum zweitenmal auf unser Flehen gesandt hat.

 Ich habe in diesen Tagen auch das Buch von Amalie von Lasaulx gründlich gelesen. Man kann dies Bild doch nicht wieder vergessen. – Hier ist doch immer viel Bewegung.

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/157&oldid=- (Version vom 17.10.2016)