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Kißner aus dem Klingelbeutel ein Papier, da stand darauf, es sollte mir dies in meine Hände gelegt werden. Als ich es öffnete, lag ein Tausendmarkschein darin! Und kürzlich schenkten Angehörige eines verstorbenen Pfleglings in Bruckberg dreitausend Mark. Der Herr denkt an uns und segnet uns! Die größte Sorge ist uns jetzt das neue Krankenhaus, das große Summen verschlingt, und das Seminar, das im Herbst so groß wird, daß die bisherigen Räume nicht ausreichen.

 Wie schön wird es jetzt auch in Reichenhall sein! Ich bitte Euch herzlich, daß Ihr bei allem Opfersinn doch nicht über die Kräfte tut und alles recht vernünftig einrichtet, auch kräftig lebt und nach einer Nachtwache am Tag einigermaßen die versäumte Nachtruhe erstattet. Nicht wahr, Ihr müßt bei Tag ein ruhiges Zimmer haben! Betet recht ernstlich, daß Gott alle unsre Sorgen auf sich nehmen möchte.

In treuer Liebe Eure Therese.


An Schwester Charlotte Kollmann.
Neuendettelsau, VI. n. Trin. 1908

 Meine liebe Charlotte, soeben habe ich unsern zwölf Blauen die Haube aufgesetzt. Herr Rektor und Herr Pfarrer Götz prüften die Blauen noch, und dann Freitag vormittag Herr Hofrat[1]. Am Nachmittag war dann im „Festraum“ Schlußfeier, Herr Rektor hielt eine herrliche Stunde vor großer Zuhörerschar über den himmlischen und irdischen Beruf. Heute hielt er eine gewaltige Predigt über die Taufe. Eine große Schwesternmenge ist hier. Morgen ist noch Prüfung der Kinderlehrerinnen; dann soll noch einmal die Lehrerinnenfrage durchgesprochen werden und am Abend Rechenkonferenz sein.

 Wir haben fast mühelos die fünf Schwestern und sechs Dienstmädchen für Engelthal[2] zusammengebracht. Am 3. August will Herr Rektor in Engelthal einen Gottesdienst für sie halten. – Wir haben morgen 6000 Mark in der Geschenkkasse zu verteilen. – Es ist mir so groß, daß Herr Rektor immer


  1. Dr. Hermann Dietlen, Anstaltsarzt 1878–1925.
  2. Die Heilstätte Engelthal wurde damals als Station übernommen.
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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/173&oldid=- (Version vom 24.10.2016)