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 Dann hat einer von den Herren gesagt: „Wenn ein solches allgemeines Vertrauen einem Manne entgegengebracht wird, sollte das vor Gott ein Irrweg sein?“ Herr Pfarrer Stirner sagte, er würde sich auch von ganzem Herzen freuen, nur begriffe er die Bedenken des Herrn Stadtpfarrer, denn man wolle doch einen Rektor nicht für kurze Zeit. Dann hat Herr Pfarrer Zinck gesagt: „Ach, wir wollen doch das Wort des Herrn uns vorhalten: Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.“ Und Herr Pfarrer Brennhäuser hat sein Testament aufgeschlagen und gesagt: „Bei der Wahl des Matthias hat man gefragt nach einem, der schon die ganze Zeit mit uns gewesen ist.“ Dagegen hat Herr Stadtpfarrer gesagt: „Es heißt aber auch: Wenn du einen Turm baust, so überschlage zuvor die Kosten; und bei mir scheint die Ausgabe, die ich zu machen habe, eine viel größere zu sein, als ich verantworten kann.“ Das alles war sehr schön. Dann ist unser Herr Konrektor aufgestanden und hat sein Votum gesagt, und ich darf es den Schwestern sagen, wie schön und edel unser Herr Konrektor sich gezeigt hat. Nach den Statuten ist Herr Konrektor Rektoratsverweser. Er sagte: „Es muß eine neue Arbeitseinteilung gemacht werden, und wir wollen schon helfen.“ Herr Rektor hat wiederholt gesagt, es müsse nicht so bleiben, wie es bisher gewesen ist. Es wird schon notwendig sein, daß man noch einen Philologen, eine Hilfe für das Seminar und den Unterricht, einstellt. Herr Rektor hat gemeint, es solle der künftige Rektor sich auf die Diakonissensache beschränken. Herr Rektor hat viel Unterricht gehabt, und es hat ihn oft in eine Hetzerei gebracht, wenn er verreisen und die Stunden nachholen mußte. Nur die Blaue Schule, den Konfirmandenunterricht und die Pflege der Diakonissen soll der neue Herr Rektor bekommen; für die andern Dinge wird Hilfe und Rat geschafft werden. Die Herren haben gesagt: „Und wenn wir dann auch noch mehr Herren anstellen müssen.“

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 Herr Rektor hatte wiederholt gesagt, daß er eigentlich nichts zu sagen habe, denn die Wahl ist Sache des Helferkollegiums; „aber“, sagte er, „ein Scheidender darf sich ein Andenken erbitten, und ich erbitte mir als ein liebes Andenken von Dir, daß Du die Wahl annimmst.“ Herr Stadtpfarrer habe sich doch so oft nach einer Gemeinde gesehnt, wo

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/185&oldid=- (Version vom 24.10.2016)