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war, selbst getragen hat. Damit habe ich nur die geschäftliche Seite des Verlustes berührt; was uns sonst gegeben war von dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit, die eine ganze Gemeinde zu elektrisieren vermochte, das wißt Ihr noch eher. Aber die Güte des Herrn ist dennoch alle Morgen neu und Seine Treue ist groß. Er hat uns auch noch viel gelassen. Es ist rührend, wie Herr Konrektor so treu besorgt ist und hilft, soviel er nur immer kann. Er spürt auch ein wenig von der Last der Rektoratsgeschäfte, sagt: „Ich habe nun keine Stunden zu geben und bin den ganzen Tag beschäftigt, vollauf!“

 Herr Präsident schreibt öfters und lebt sehr mit uns fort. Ich muß so oft daran denken, daß Herr Präsident Harleß einmal gesagt hat: „Mit dem Heimweh im Herzen nach meinem verlorenen geistlichen Amt werde ich einmal hinunterfahren in die Grube.“

 Wir haben gegenwärtig besonders viel mit Stellenbesetzungen zu tun und sind sehr im Gedränge. Ihr werdet ja viel zusammen beten. Ach, daß an uns all die Gnaden, die Gottes Güte in langen Jahren über uns ausgeschüttet hat, nicht vergeblich sein möchten!

Gott behüte Euch, meine Lieben! Eure Therese.


An die Einsegnungsschwestern vom 21. Februar 1908.
Neuendettelsau, 28. Febr. 1910

 Meine lieben Schwestern, Ihr habt mir neulich durch Eure hiesigen Genossinnen ein Opfer überreichen lassen. Dafür möchte ich Euch im Namen Eures, unseres Mutterhauses herzlich Dank sagen und Euch Gottes Lohn für Eure Treue wünschen.

 Die wunderschöne blühende Azalee erinnert mich an eine kleine Begebenheit: Ich war eines Abends bei Herrn Pfarrer Löhe. Da stellte er eine solche reich blühende Blume vor mich hin und sagte: „Sieh, wie schön das ist! Und die macht gar keinen Spektakel.“ Ich habe verstanden, was mir Herr Pfarrer damit sagen wollte, und ich gebe es Euch, Ihr lieben „Löhetöchter“ vom Jahre 1908, weiter, wir sollen unser bißchen Werk recht still tun; man soll von uns nicht viel reden, und

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/188&oldid=- (Version vom 24.10.2016)