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 Inzwischen habt Ihr mir auch Euer Haus geschickt und mir neulich sagen lassen, daß Schwabach nicht weit von Nürnberg sei. Ja, diese geographische Kenntnis könnte mir leicht im Gedränge des Lebens abhanden kommen. Wie viel sollte ich reisen und bin doch jetzt recht gehemmt. Vielleicht schenkt Gott mir noch einmal Kraft und Frische.

 Ich bin herzlich dankbar für die Stille hier.

 ...Unsere Wassersorge ist noch nicht behoben.

 Betet nur treulich für den teuren Herrn Präsidenten, für unsern jetzigen Hirten, für die ganze Genossenschaft, daß kein Unrecht über sie herrsche, für unsere Landeskirche, für die ganze Christenheit und für die ganze Welt. Wie groß und weit muß Euer Horizont sein! Niemand unter uns darf sich in Kleinlichkeit verengen.

 Möchten die Engel immer gerne in Eurer Wohnung aus- und eingehen!

Ich grüße Euch alle herzlich. Eure Therese.


An Schwester Frieda von Soden.
Neuendettelsau, Adventsabend 1910

 Meine liebe Frieda, nur einen kurzen Gruß möchte ich Dir senden zum heiligen Advent.

 Angst und Sorge soll schwinden, denn Er will Sein Volk trösten durch Vergebung der Sünden. Ach, mehr als des Gesetzes Strenge muß Seine unaussprechliche Liebe uns ängstlich machen, in keine Sünde zu willigen. Sag das den Schwestern und Schülerinnen. Jesus liebt uns! Welch ein Glück und welch eine Sorge bringt uns das!

 „Tröstet, tröstet mein Volk“, darüber sprach Herr Rektor unaussprechlich tröstlich in der heutigen Beichtvesper. Und Herr Präsident hat uns einmal gesagt: „Das ist die Aufgabe der hiesigen Gemeinde, sich trösten zu lassen und dann andere zu trösten.“ So tut Ihr auch darnach, Ihr Lieben alle. Tröstet alles, was trostbedürftig ist.

Deine Therese.


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/194&oldid=- (Version vom 24.10.2016)