und hier füllt man den Tag aus, so gut es geht. Katterfelds Leben haben wir sehr gerne gelesen.
Nun grüße mir alles recht schön. Herrn und Frau Rektor bitte ich auch bestens zu grüßen.
Meine liebe Schwester, ich bin neulich ein wenig erschrocken, weil ich aus Deinen Reden etwas wie Mißtrauen gegen Deine Umgebung herausgehört habe. Ach, sei nicht mißtrauisch, meine Schwester! Laß uns harmlos, arglos leben – wir sollen umkehren und werden wie die Kinder. Die kennen kein Mißtrauen. „Ach lieb, so lang du lieben kannst!“ Wie schnell wurde Schwester Elise Bühler dahingerafft! Habt auch Ihr gestern morgen das Erdbeben gespürt? Welche Mahnungen!
Und nun der Sieg am Skagerak! Morgen soll geflaggt werden. In der gestrigen Kriegsgebetstunde sprach Herr Pfarrer Götz über das Wort: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“
Am Sonntag weihen sie in Schwabing ihr neu erworbenes Haus ein. – Herrn Rektor bewegt der Gedanke, die Schwestern im Feindesland zu besuchen.
Meine liebe Schwester, Gott schenke Dir viel Weisheit und große Freiheit von Dir selbst! Wenn Du mir erlaubst, das zu sagen, möchte ich Dich fragen, ob Du nicht doch zu viel noch von der Gunst der Menschen abhängig bist, ob Du nicht zu gern Dich sonnen möchtest in dem fröhlichen Gedeihen Deiner Arbeit? Ach, wie leicht schleicht sich da etwas ein, was der Dienerin Jesu nicht wohl ansteht! Es liegt ja so nahe und ist so versuchlich...
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/215&oldid=- (Version vom 24.10.2016)