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Briefe und Berichte 1921-1928


Aus ihrem Tagebuch.
15. Juni 1921

 Nun ist alles vorüber! Selma Haffner ist am Sonntag Cantate Oberin geworden. Ich bin am 11. April ins Feierabendhaus gezogen. Viel Liebe und Güte begleiteten mich. Du, mein Herr, hast alles wohl gemacht. Nun helfe ich noch, soviel ich kann und darf. Herr, laß mich noch etwas werden und tun zu Deiner Ehre!


Aus ihrem Tagebuch vom Jahr 1921. (Als in der Gemeinde zu Westheim eine Gemeindeschwester eingeführt worden war.)

 Es war mir eine besondere Freude, der Feier beiwohnen zu dürfen, und eine von meinen letzten Reisen, die ich unternehmen konnte. – Der Schreiberin dieses liegt aus begreiflichen persönlichen Gründen eine enge Verbindung mit Westheim sehr am Herzen. In Westheim ist unsere zahlreiche große Familie herangewachsen, und alle ihre Glieder haben der einstigen Heimat ihr Leben lang eine tiefe, treue Liebe bewahrt. Dort haben unsere Eltern unter viel Sorge und Mühe und Not ihre Kinder erzogen und sie hinausgehen lassen, daß sie etwas werden sollten zum Dienst der Kirche und der Menschheit. Es waren sieben Söhne, die alle studierten oder auf dem Weg dazu waren, bis auf einen, der Kaufmann wurde. Der jüngste von ihnen ist auf denkbar geradlinigstem Wege von der Erde zum Himmel gewandert. Gott hat ihn auf dem Weg zum irdischen Vaterhaus – er war völlig gesund und kein äußerer Anlaß konnte erkannt werden – von der Welt genommen. Bei Obermichelbach steht ein einfaches Kreuz auf dem Felde mit dem Spruch: „Seine Seele gefiel Gott wohl, darum eilte Er mit ihm aus diesem Leben.“

 Unser Vater gehörte noch der rationalistischen Zeit an. Aber die Brüder brachten neues Leben in die Familie.

 Die Schreiberin dieser Zeilen ist das letzte in Westheim geborene Kind. Unsere jüngste Schwester ist in Weiltingen geboren. Wir sind die einzig Übriggebliebenen von 14 Geschwistern, und es wäre uns eine letzte Lebensfreude, wenn für Westheim ein bleibender Segen erstehen dürfte durch Gründung eines Dettelsauer Filials.


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/259&oldid=- (Version vom 10.11.2016)