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An die Einsegnungsreihe vom 12. August 1900.
Neuendettelsau, 13. Aug. 1921

 Meine lieben Schwestern, es waren gestern schon einundzwanzig Jahre, daß unser geliebter Hirte Euch die segnende Hand aufgelegt hat, und Ihr gedenkt alle dieses Tages mit Dank und Freude. Es ist Euch und mir eine besondere Freude, daß Ihr alle beisammengeblieben seid, soweit nicht Gott selbst eine Schwester um die andere im Laufe der Jahre zu sich genommen hat. Die haben ja das beste Teil erwählt. Gott erhalte Euch alle im Glauben bis an Euer seliges Ende! Morgen feiern wir unser Kirchweihfest. Es war Herrn Rektor Meyer eine Lebensfreude, dies Kirchlein zu bauen. Nur wenige Jahre durfte er in demselben amtieren. „Alles vergehet, Gott aber stehet ohn alles Wanken.“ Morgen klingt das Evangelium aus in den Jubelruf: „Er hat alles wohl gemacht.“ Laßt uns schon hier im Glauben in diesen Jubelruf einstimmen, bis wir es einst vollkommener können werden.

 Diese vergangene Woche war sehr bedeutungsvoll, und die kommende wird es auch werden, denn es tagt am 17. und 18. August der Lutherische Bund. Möchte ein bleibender Segen davon ausgehen dürfen!

 Ich befehle eine jede von Euch den barmherzigen Händen Jesu. Er kennt alle Eure Anliegen und nimmt alle Eure Nöte zu Herzen. Und nun habt Ihr wieder ein Opfer gebracht und habt dabei an das neue Filial Westheim gedacht. Gott vergelte Euch diese Liebe! Ihr wißt ja, daß mir Westheim, wo ich geboren und getauft bin, sonderlich am Herzen liegt. Es ist ein inbrünstiges Verlangen in mir, es möchte in Westheim eine kleine Gemeinschaft von entschiedenen Christen sich zusammenschließen und es möchte von ihnen ein Segen auf die ganze Gemeinde ausgehen.

 Noch ein Wort zum Schluß. Mir ist es, als ob mehr als je Gott in großem Ernst an uns herantrete mit der Mahnung, allem abzusterben, alles Eigne dahinten zu lassen und nur ganz und gar Jesum unsern Herrn sein zu lassen. Er alles, wir nichts, wir Seine gehorsamen Mägde, über die Er ganz und gar verfügen kann. Gott behüte Euch! Er segne Euch im Arbeiten und im Leiden, und Er bringe uns nur alle einmal zusammen im ewigen Vaterhaus.

Eure Therese.


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/262&oldid=- (Version vom 10.11.2016)