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etc. Die genaue Instruktion haben wir noch nicht, aber die, die die Sache kennen, meinen, Du paßtest und würdest auch etwas anbahnen bei den alten Leutlein, und Herr Rektor sagt, es läge ihm doch schon ein halbes Jahr im Sinn, Dich einmal zu versetzen. Man denkt, Deine Lunge ist auch nicht für permanentes Kinderschulhalten gemacht.

 Nun wird’s ein großes Geschrei in Gunzenhausen geben, aber wir wollen ja, daß dort alles seinen guten Gang weitergeht, und möchten Schwester Henriette K. an Deine Stelle tun. Die Sache muß bald vor sich gehen; am 1. oder 3. November mußt Du die Küche übernehmen und mußt Dich vorher noch ein wenig in der Nürnberger Spitalküche umsehen.

 Die Sache hat uns viel Studium gekostet; zweimal wurde Sprechstunde gehalten. Es wird ja jetzt so recht sein... Meine liebe Selma, es wird mir fast sauer. Aber es wird ja recht sein.

Deine Mutter.


An Schwester Selma Trautwein.
Neuendettelsau, 20. Oktober 1887

 Mein liebes Kind, ich verstehe alle Deine Gefühle und bin selbst etwas angesteckt davon. Aber laß uns nur frei und stark sein. „Mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit.“

 Es ist schon ein großes Schreiben gekommen, noch ehe die offizielle Anzeige abgegangen, mit der Bitte, Dich an der Altmühl zu lassen. Es tut meinem Mutterherzen wohl (dem Vaterherzen ging’s vielleicht auch so?), das Selmakind so loben zu hören. Aber davon lebt man nicht, und darauf stirbt man nicht. Da legt man’s lieber ganz beiseite. Ich denke mir, es wird Freitag werden, Simon und Judä, bis Du abziehen kannst. Schwester Henriette übergibst Du alles. Ich lasse sie dringend bitten, alles aufzubieten, daß man Dich nicht vermißt. Das muß auch Dein Wunsch sein. Deine Gehilfin Lieschen lasse ich herzlich bitten, auch an ihrem Teile alles daran zu setzen, daß wir nicht zu Schanden werden. Gott wird Dir geben, was Du bedarfst. Es ist mir selber alles recht wunderbar. Aber der Herr Jesus nehme es nur alles in Seine selbsteigenen Hände...

Deine Mutter.


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/39&oldid=- (Version vom 5.7.2016)