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auch Dein gegenwärtiger Beruf nicht imstande ist, Dir eine volle Befriedigung zu geben – ich begreife das sehr wohl –, so darfst und sollst Du doch an der Gesamtaufgabe mitwirken, und wenn jetzt gerade von Dir ein besonderes Maß von Selbstverleugnung gefordert wird, so laß Dich das nicht verdrießen, ergreif’s fröhlich aus der guten Hand Deines Heilandes und – hab Geduld. „Die Kinder Gottes können warten.“ Wenn Du Dir jetzt Erfahrungen sammelst, so wird das alles einmal noch zum richtigen Austrag kommen.

 Ich las dieser Tage mit großer Bewegung die Aufzeichnungen über die letzten Tage des seligen N. Wie kann der Herr doch Wunder tun mit Seiner Gnade, und wie wird doch erst im Angesicht des Todes eines Menschen wahres Bild offenbar! Wie viele sind vielleicht auch unter uns, die ihren Schatz in irdischen Gefäßen noch tragen, und weil sich das Gefäß oft gar so irdisch ansieht und mancherlei Unebenheit an dem Gefäß ist, so erkennen wir oft den Schatz nicht. „Herr, öffne uns die Augen!“

 Ich grüße Dich in herzlicher Liebe und bleibe Dir immer gut.

Deine Therese.


An eine Schwester.
Neuendettelsau, Sonntag Okuli 1888

 Meine liebe Schwester, nun übergebe ich Dir unsere H., daß Du sie „aufnehmest in dem Herrn“. Möge sie ein Segen sein für Euer Haus und selbst dort gesegnet werden! Und den besonderen Wunsch und die brünstige Bitte hab ich zu Gott, daß der Feind nie etwas zwischen Eure Seelen bringen dürfe, oder, wenn es geschehen, daß der gute Geist Gottes es sofort wieder in Ordnung bringe.

Herzlichen Gruß an alle Schwestern! Deine Therese.


An Schwester Regine Meisinger.
Neuendettelsau, 23. März 1888

 Liebe Regine, zum Eintritt in die heilige Woche möchte ich Dich grüßen und Dir für diese Woche etliche Gebetsaufgaben geben. Unterm Kreuze ist gut beten. Da Er sich selbst uns gibt, wie sollte Er uns nicht alles schenken? Aber Du mußt recht ernstlich bitten.

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/41&oldid=- (Version vom 5.7.2016)