dar, wie sie über den Wogen und Wassern steht und nicht untergehen kann, wenn gleich „das Meer wütete und wallete.“ An der Grabstätte der „weißen Frau“ und an ihrer „Martersäule“ bin ich auch zweimal gewesen. Der Pfarrer sagt: „Ach, was sind 40000 Mark, wenn man damit einer Gemeinde aufhelfen könnte!“ Der glühende Wunsch, seiner Gemeinde zu dienen, ist nämlich bei ihm das treibende Prinzip von allem...
Meine liebe Frieda, heute war Herr Pfarrer Braun da, der Freimundschreiber, ein Neffe von Schwester Marie Regine, der sagte: „Wir wollen für jeden Tag Gott danken, da wir Herrn Rektor noch haben.“ Er ist solch ein gescheiter Mann, der Herr Pfarrer Braun, und ich mag ihn so gern. – Recht viel muß ich jetzt an Himmelkron denken. Ich glaube, das ist der Ort, wo wir endlich noch ein Filial gründen sollen. Fromme Zisterzienserinnen haben da vor Zeiten ein beschauliches Leben geführt, Töchter des oberfränkischen Adels. Ein wunderbar schöner Kreuzgang ist noch teilweise erhalten. Es scheint jetzt alles nach Himmelkron zu weisen. Hilf uns Licht und Weisheit erbitten, daß wir Gottes Weg und Willen erkennen. – Der neue Herr Diakonus hat solch eine schöne Singstimme und hält die Liturgie so feierlich. Das ist auch eine Freundlichkeit Gottes, denn Herr Rektor kann doch nicht mehr so, und Herr Konrektor ist nicht musikalisch. – Ich gebe in der Blauen Schule eine Stunde wöchentlich, in der ich das Leben Jesu durchnehme. Das ist mir eine rechte Freude.
am Tag der lieben heiligen Elisabeth.
Meine liebe Frieda, von Himmelkron aus der erste Schwesternbrief nach Dettelsau! Ich kann mir nicht helfen, es dünkt mich doch hier wie keimendes, sprossendes Leben. Gottes Güte und Macht wolle es versehen!
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/61&oldid=- (Version vom 8.8.2016)