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Briefe von 1861–1872


An die Mutter.
Neuendettelsau, den 21. März 1861

 Liebstes Mutterle, ich beeile mich, wegen der letzten Station auf der Herreise die nötige und gewünschte Auskunft zu geben. Ich halte es von wegen des etwa eintretenden schlechten Wetters und des für Dich am Ende doch beschwerlichen Weges von Windsbach her und drittens von wegen des nur zweisitzigen, daher nicht ganz zuverlässigen Postwägleins für das Ratsamste, wenn ich am Ostersamstag ein Fuhrwerk nach Triesdorf schicke, auf welches ich mich selber setze, damit ich um so eher bei Euch bin. Auf dem Rückweg setze ich mich dann auf den Bock. Also ich werde am Ostersamstag den Zug, der, ich weiß nicht, um 9 oder 10 Uhr, eben vormittags nach Triesdorf kommt, erwarten...

 Denke nur, Doris ist jetzt Hausmutter im Pfründhaus. Es ist in den Berufen eine völlige Umwälzung. Auch mir wurde heute angekündigt, daß ich wahrscheinlich nächstes Semester eine etwas andere Stellung im Hause einnehmen soll. Morgen werde ich auch eine Rechnung übernehmen: Ausgaben und Einnahmen für unsern Betsaal. Rechnungs- und Inventarwesen spielen in unserem Hause eine gewaltige Rolle. Ich beteilige mich mit Freuden dabei von wegen der pädagogischen Kraft, die diese beiden Ungetüme – so erscheinen sie vielen – ausüben. Ach, meine liebste Mutter, danke doch dem lieben Gott recht oft, daß er mich gerade so geführt hat, wie er mich geführt. Ich habe hier mein Lebensglück gefunden und wünsche mir nie etwas anderes, als was ich jetzt habe. Nur frömmer will ich werden.

 Wie freue ich mich, Dir alles zeigen zu dürfen und Dich selber teilnehmen zu sehen an dem, was meiner Seele tiefinnerste Befriedigung ist...

Deine dankbare Theresia.


An die Mutter.
Neuendettelsau, den 18. Juni 1861

 Liebste Mutter, ...Marie ist nun, wie sie Dir selbst schreiben wird, förmlich akzeptiert. Die Neuen wurden vorigen Dienstag in die Konferenz gerufen, um ihr Urteil nach der nunmehr abgelaufenen Probezeit hinzunehmen. Nur einer

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Therese Stählin: Meine Seele erhebet den Herrn. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1957, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Meine_Seele_erhebet_den_Herrn.pdf/121&oldid=- (Version vom 10.11.2016)