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Lächeln entlockte, zugleich dann die meisten aus dem Zimmer entfernte: Achtzehn Tage, meinte sie, möchte sie sich jetzt von ihren Freunden und Nachbarn Ruhe ausbitten. Ein dreimal wiederholtes: „Darf ich jetzt, darf ich jetzt?“ waren die letzten Worte...

Deine dankbare Theresia.


An die Mutter.
Neuendettelsau, den 7. Oktober 1862

 Meine liebste Mutter, nächsten Montag, Dienstag und Mittwoch werden unsere Prüfungen sein, am Mittwochabend die Schlußfeierlichkeit, mit der diesmal die Rote Schule begraben werden soll. Wir wollen uns nicht mehr in der bisherigen Weise mit der Erziehung junger Mädchen befassen. Wer seine Tochter um des geistlichen Lebens willen und um eines einfachen, guten Unterrichtes willen, so wie ihn ein Mädchen braucht, hieher tun will, kann sie als Grüne Schülerin unter die Schar der Diakonissenschülerinnen treten lassen. Französisch, Englisch, Klavier etc. wird nicht mehr gelehrt, überhaupt den Roten keine besondere Führung mehr gewidmet. Es war eine lange, breite Verhandlung, die endlich zu diesem Resultat führte. Herr Pfarrer sprach bei dieser Gelegenheit sehr ernst über die Erziehung der Mädchen und über die große Eitelkeit und Weltförmigkeit, die dabei herrsche. Wir können nach unseren Grundsätzen nicht bieten, was weltliche Institute bieten, und wenn wir in der Tat und Wahrheit Besseres, auch an wahrer Bildung Gründlicheres leisten können als andere Anstalten, so wird das so wenig verstanden, als Dettelsau überhaupt mit dem, was es will und soll, in der Welt verstanden wird.

Deine dankbare Tochter Theresia.


An die Mutter.
Neuendettelsau, den 16. November 1862

 Meine geliebte Mutter, eben habe ich die kleine Lebensskizze geschrieben, die Du Dir als Geburtstagsgeschenk ausgebeten hast. Es ist ein schlechtes Geschenk, aber allerdings kann ich mir denken, wie es Dir eine Geburtstagsfreude sein kann, beim Überblick dieser Notizen all der überwundenen Not

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Meine Seele erhebet den Herrn. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1957, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Meine_Seele_erhebet_den_Herrn.pdf/131&oldid=- (Version vom 10.11.2016)