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zur Fessel werde, die sie an die Erde bindet. Ein häufiger Wechsel soll immerzu stattfinden. Daher auch das bewegte Leben in unserem Haus. Bald soll auch eine derartige Veränderung mit einer unserer Diakonissen vorgenommen werden, die mir nicht erwünschter sein könnte. Meine liebe, gute Johanna Zwanziger soll als „Putzmeisterin“ (oder wie ich sie nennen soll) hierher kommen und ihre Stelle durch eine andere besetzt werden. Es hat sich nämlich bei uns gezeigt, daß die Fußböden etc. schlecht gefegt, überhaupt alle Hausarbeiten schlecht verrichtet werden, und daraus entsteht nun die Notwendigkeit, eine eigene Aufseherin für diese Geschichten zu haben. Wenn Johanna auf diesen Vorschlag eingeht (und darum handelt sich’s eben nun noch), so wird daraus für uns gewiß viel Nutzen erwachsen, denn viele von uns können doch die Hausarbeit nicht ordentlich. Und ich, ich bin so voller Freud schon in der Hoffnung, daß meine Johanna wieder kommt, daß ich es gar nicht sagen kann. Das wird ein schöner Sommer werden! Zudem regt sich noch eine andere Hoffnung in mir, nämlich die, daß vielleicht auch Marie nächstes Frühjahr kommt. Es ist dies auch mit ein Hauptgrund, warum ich schreibe. Ist noch gar nichts mit den Brüdern darüber gesprochen worden, liebe Mutter? Wäre die Pension von 150 fl. nicht zu erschwingen? Es wäre für unsere Marie ein unberechenbarer Segen, selbst wenn sie nur auf Ein Semester (ein halbes Jahr) kommen könnte. Freilich dürfte mit der Meldung nicht mehr lange gezögert werden, da mit dem 15. März der Meldungstermin abgelaufen ist. Ich bitte recht herzlich, diese Sache in Überlegung zu nehmen und bald einen Entschluß zu fassen. Dann wüßte ich doch auch gewiß, daß Sie, liebste Mutter, einmal hierher kämen. Bitte, schreiben Sie mir über diesen Punkt recht bald etwas Bestimmtes.

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 In unserer „Kleinen Schule“, in die ja Marie eintreten würde, sind ziemliche Veränderungen vorgegangen und sollen noch mehr vorgehen. Bisher hat Herr Pfarrer die wöchentliche Visitation, in welcher immer nur die mehreren Gegenstände, die wir die Woche über gelehrt, vorgenommen werden, über sich gehabt. Bei den immer wachsenden Geschäften aber soll dieses Amt und damit eigentlich die ganze Leitung der Kleinen Schule mit Ausnahme der Vorstandschaft an Herrn

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Therese Stählin: Meine Seele erhebet den Herrn. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1957, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Meine_Seele_erhebet_den_Herrn.pdf/58&oldid=- (Version vom 24.10.2016)