Seite:Therese Stählin - Meine Seele erhebet den Herrn.pdf/74

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

natürlich dem lieben Herrn Pfarrer tief zu Herzen. Da helfe der Herr nach Seiner Gnade!...

Ihre dankbare Therese.


An die Mutter.
Neuendettelsau, den 3. Januar 1858

 Geliebte Mutter, herzlichen Dank für Weihnachtsgeschenk und Geburtstagswunsch! Ich war sehr erfreut und bitte nur um Entschuldigung, daß ich nicht gleich in den Feiertagen geschrieben habe. Ich muß mich wundern, wie wenig ich in den letzten Tagen, obwohl doch keine Stunden waren, getan. Es ist doch recht gut, daß man an eine bestimmte und zwar reichliche Beschäftigung gebunden ist, denn außerdem wird der Mensch kraft der ihm angeborenen Trägheit sehr leicht verleitet, wenig oder nichts zu tun, wenigstens mir geht es so. Heut ist, liebe Mutter, ein wichtigerer Tag für mich, als der 22. Dezember war; vielleicht haben Sie daran gedacht, daß heute der 2. Januar ist, also mein geistlicher Geburtstag, mein Tauftag. ...

 Neujahrswunsch und Festbeschreibung bin ich Ihnen noch schuldig, und das soll auch jetzt folgen. Herr Pfarrer wünschte denen, die ihm gratulierten aus unserem Hause, daß sie alles, was in diesem Jahre kommen möge, für gut hinnehmen, weil es ja alles aus der Hand des Herrn kommt. Das ist denn auch mein Wunsch für Sie, geliebte Mutter. Wie leicht ist an der guten Hand Jesu Christi der Übergang vom alten ins neue Jahr! Wir haben (das Lehrerinnenkollegium) das neue Jahr wachend angetreten, denn eine Dame im Hause, Fräulein von Lepel, lud uns im Jahre 1857 zu sich, um ihren Geburtstag, der am 31. Dezember war, feiern zu helfen. Es wurde da auch der vom Silvesterabend unzertrennliche Punsch getrunken, eine seltene Erscheinung im Diakonissenhaus.... Nun soll das Schönste kommen: die Beschreibung unserer Weihnachtsfeier, nicht ausführlich, weil ich sie schon etlichemale für die, denen ich es schuldig bin, gemacht habe und noch etliche Male machen muß, doch einiges davon. Am schönsten war wohl der heilige Christtag selber, an welchem wir das heilige Abendmahl empfingen in der festlich geschmückten Kirche und der

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Meine Seele erhebet den Herrn. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1957, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Meine_Seele_erhebet_den_Herrn.pdf/74&oldid=- (Version vom 24.10.2016)