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während des ganzen Baues aufgesteckt bleiben. ...Bitte, schicken Sie mir doch durch Margarete meinen Ring. Ich bin freilich ein rechter Plaggeist, aber ich habe ihn zu einem besonderen Zweck bestimmt in Verbindung mit andern wenigen Schmucksachen, die mir Minna im Frühjahr gegeben. Und der Zweck darf nimmer rückgängig gemacht werden.

 Herr Konrektor kann schon ziemlich gut Harfe spielen. Er will sich bei seinem demnächst erfolgenden Besuch in Eichstätt von Ihnen unterweisen lassen.

 Die Freudenbotschaft, daß Herr Pfarrer vierzehn Tage eher kommt, als wir gedacht, hat Marie schon verkündigt! Das wird ein herrlicher Tag werden...

Ihre dankbare Therese.


An ihre Schwester Ida.
Neuendettelsau, den 15. August 1858

 Liebe Ida, gegenwärtig liegen zwei Diakonissen – man kann sagen – in beständiger Todesgefahr. Die eine ist die Dir bereits durch mich bekannte Julie Kündinger, eine gewesene Lehrerin, die mit mir zugleich eingesegnet worden ist und länger als ein Jahr nun leidet, unter den fürchterlichsten Schmerzen schon öfter als einmal am Rande des Grabes war, aber dabei als eine rechte Jüngerin Jesu leidet. Die zweite ist die Dir ebenfalls nicht unbekannte Emma Merz [s. „Lebensläufe“ S. 13]: die begabteste, geistreichste im ganzen Haus, eigentümlich, aber von großartigem Charakter. Als ich das letzte Mal in Ferien war, verließ ich sie bettlägerig; ebenso traf ich sie wieder, und seitdem kränkelt sie mit wenig Unterbrechung, nimmt in den letzten Tagen zusehends ab, ist aber über ihren Zustand völlig im unklaren, denn sie glaubt niemand, daß die Gefahr so groß sei. Wir wünschen sehr, daß sie noch lebt, bis Herr Pfarrer kommt, den ihr Vater alsdann hieher begleiten wird. Gottlob, daß es nicht so lange ansteht bis dorthin, als wir anfangs gedacht; denn denke Dir, Herr Pfarrer wird wahrscheinlich schon am 25. August kommen. Ach, meine große Freude!

Deine Therese.


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Therese Stählin: Meine Seele erhebet den Herrn. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1957, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Meine_Seele_erhebet_den_Herrn.pdf/89&oldid=- (Version vom 10.11.2016)