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 Mehr als durch Sprechen und Beraten wird der Diakonissensache gedient werden durch ernstes, gemeinsames Beten.


 In den ersten Jahren unseres Hauses war bei allen sonstigen Unvollkommenheiten eine heilige Begeisterung da. Jetzt, da alles viel mehr geebnet ist, schleicht sich leicht ein Behagen ein, das uns lähmt im freudigen Dienst. Ich möchte so gerne, daß ein Geschlecht unter uns aufwüchse, welches fröhlichen Herzens und starken Glaubens ist.


 Wird dir deine Arbeit langweilig? wenn es so ist, ist es Sünde. Unser Beruf darf uns nicht langweilig werden, sonst tun wir ihn nicht Jesu zu lieb. Wir müssen alle Tage wieder mit demselben Interesse, mit derselben Freude und mit demselben Eifer an die Arbeit gehen. Damit man die Freudigkeit behält, muß man den Blick auf die zukünftige Herrlichkeit richten.


 Was Gott selbst in den Menschen gelegt hat, also auch das wahrhaft menschliche Bedürfnis der Freundschaft, soll im Diakonissentum nicht unterdrückt und bekämpft, sondern nur geläutert und geheiligt werden. Wir wollen in unseren Häusern eine geheiligte Natürlichkeit erstreben, pflegen und erbitten.


 Wenn im Diakonissentum Freundschaften gesucht werden, die der Selbstsucht dienen, gibt es ein Unglück. Solche Freundschaft schlägt in das Gegenteil um. Leidenschaft ist etwas anderes als Freundschaft. Freundschaft darf nicht exklusiv sein; rechte Freundschaft muß auch der Genossenschaft dienen.


Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: So wir im Lichte wandeln. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1959, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_So_wir_im_Lichte_wandeln.pdf/39&oldid=- (Version vom 22.8.2016)