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Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246

beim Verhör drei Viertel von dem Geschmeiße verdammt werden sollten, sie sind nachher nur desto besser zu gebrauchen, denn so sind sie das Feuer schon gewohnt.

Einige Engel erhoben sich in himmlischer Musik und machten die ganze weite Atmosphäre wohlklingend, so daß sich die entzündeten Töne brünstig umarmten und ein mächtiger Liebesathem durch die erwachte Ewigkeit kindlich spielend zog, so daß sich die Herzen der Frommen verklärten und sich den Strahlen der Gottheit aufthaten, wodurch in ihnen die Melodien einwohnend wurden und sich mit der dürstenden Seele küßten. Die Luft klagte und sang bräutlich nach, und wundervolle Harmonien lösten sich wie Feuerfunken auseinander ab und regneten golden in herrlichen Bögen und Schwingungen nieder. Das vollstimmige Engelchor ward entzückt und sang ein jubilirendes Lied und spielte lustig und fröhlich auf seinen himmlischen Instrumenten. Einige eben erwachten Musiker aber schrien dazwischen: Ei was, wo bleibt der Ausdruck? Welche Empfindung soll dargestellt werden? Gebt mir den Text der Worte dazu, damit ich kapabel bin, die Musik zu verstehn, auszulegen und zu beurtheilen. Als nun die Elemente wiederklangen und sich die verklärten

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Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246. Frommann, Jena 1800, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tieck_Das_juengste_Gericht_1800.pdf/13&oldid=- (Version vom 22.12.2016)