Seite:Tieck Das juengste Gericht 1800.pdf/20

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246

indem er sich gegen den allmächtigen Richter wandte, hätt’ ich doch gedacht, daß einer, der seit Ewigkeit ist, also ein ziemliches Alter hat, mehr Rücksicht auf Kinder und ihren zarten Verstand haben würde! Was sollen sie sich nun wohl hieraus nehmen? Habe ich sie dazu so fleißig unterrichtet, daß sie nun noch, nach ihrem Tode, in einen gefährlichen Aberglauben fallen sollen? Als nun alles so blieb, wie es war, wandte er sich an einige von den angesehensten Engeln und sagte: ei Kinder, thut mir doch den Gefallen und schafft mir die Fratzen fort, besonders die Teufel da, die ich gar nicht ausstehn kann, was soll die zarte Kinderphantasie mit dergleichen Mißgeburten der Phantasie? – Als die Teufel über diese Reden sämmtlich zu lachen anfingen, wandte er sich unwillig weg und demonstrirte seinen Kindern, daß sie nur an nichts glauben möchten, was sie dort vor sich sähen, denn es sei zumahl nur Phantasterei, und Ueberbleibsel aus dem Mönchszeitalter. Nach einigen Unterredungen mit den Teufeln, begab er sich, nebst allen Kindern, in die Nichtigkeit, wo er viele vernünftige Aufklärung anzutreffen hoffte.

Es war eine kleine Ruhe gewesen, als man plötzlich, mit großem Erstaunen, ein fürchterliches

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Tieck: Das jüngste Gericht. In: Poetisches Journal, S. 221–246. Frommann, Jena 1800, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tieck_Das_juengste_Gericht_1800.pdf/20&oldid=- (Version vom 22.12.2016)