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Walther Kabel: Tollwutepidemien (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 6)

den berüchtigten Straßenhunden Konstantinopels derart überhand genommen, daß auf Stadtkosten überall vergiftete Fleischbrocken ausgestreut wurden, um die Zahl der Hunde zu verringern. Auch zu diesem recht unpraktischen Mittel gegen eine Weiterverbreitung der Mensch und Tier in gleicher Weise gefährdenden Krankheit entschloß man sich erst auf die energischen Vorstellungen der Vertreter der europäischen Staaten hin. Gleichzeitig versprach die Regierung, daß ein Tierarzt angestellt werden würde, der sich hauptsächlich mit geeigneten Maßregeln gegen die Tollwut befassen solle. Ganze zwölf Jahre später wurde jedoch dieser Tierarzt erst in der Person Doktor Vollerts berufen. Vor einigen Jahren sind bekanntlich sämtliche Straßenhunde aus Konstantinopel nach einer felsigen Insel geschafft worden, wo die Tiere infolge Nahrungsmangels längst eingegangen sein dürften.

Durch die von Pasteur erfundene Schutzimpfung gegen die Folgen des Bisses wutkranker Tiere hat die Tollwut in den Kulturländern viel von ihren Schrecken verloren. In Deutschland ist sie unter das Viehseuchengesetz gestellt worden, dessen strenge Bestimmungen außerdem ein Umsichgreifen der Krankheit so gut wie unmöglich macht.

W. K.
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Walther Kabel: Tollwutepidemien (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 6). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tollwutepidemien.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)