Seite:Topographia Alsatiae (Merian) 003.jpg

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General Beschreibung deß Elsasses

Der Nahm Elsaß / kompt vom Fluß Ello, oder Ill / her / und seyn die Elsasser so viel / als die an der Ell / oder Elle / wohnen. Und ligt nicht weit von[WS 1] Straßburg das Dörfflein Elle / oder Helellus, am Wasser Ell / oder Ill / allda man offt ehrine / silberne / und güldene Müntzen / sampt andern Antiquitäten / gefunden hat. Es stesset aber Elsatia gegen Orient an die Marggraffschafft Baden / und Hertzogthumb Würtenberg / und wird durch den Rhein von denselbigen meistentheils unterscheyden: gegen Occident an Lothringen: gegen Mittag an einen Theil deß Schweitzerlands und Burgunds und von Mitternacht an die Untere Pfaltz: und wird von Westerreich durch das Gebürg unterschieden. In welchen Gräntzen dann das Ober- und Unter Elsaß; auch das Sundgäw / zum guten Theil daß Brißgöw / und andere anstossende Graff- und Herrschafften begriffen werden. Hieronymus Gebviler in Panegyri Carolina Anno 1641. zu Straßburg in 4. wider gedruckt / sagt p. 12. Daß die Länge deß Elsaß fast zwantzig / und die Breyte / da das Land am weitesten / kaum über vier Meilen habe. Werde von Abend vom Vosagischen Gebürg / von Morgen mit dem Rhein beschlossen: gegen Mitternacht habe es die Flüsse Sorr / und Matra / und den H. Forst / und dann gegen Mittag das Wasser Thur / die Stadt Topographia Alsatiae: Ensißheim|Ensißheim]] / und die Hart / zu gräntzen. Theils theilen diese Landsart also / in dem sie sagen: Daß das flache Land / zwischen dem Schwartzwald und Rhein / zu Bühel anfangend / biß nach Offenburg / genannt werde in der Ortenaw (al. Mordnaw:) von Offenburg / biß ein halbe Stund über Newenburg / das Bißgräw: Oberhalb biß nach Basel der Sawrenhard. Auff der Straßburger Seiten aber deß Rheins / von Hagenaw / biß nach Scheltstadt / sey das Unter-Elsaß: und könne man demselben die beyde Reichstädt / Weissenburg / und Landaw / als einen Anhang / weil sie in die Landvogtey Hagenaw gehörig / zu geben: Was aber von Scheltstat hinauf / biß gegen Than ligt / das sey OberElsaß: Weiters hinauff / biß nach Basel / Brondrut / und Mümpelgart / das Sungäw: und werde das gantze Gebürg / so zwischen Lothringen / und dem Elsaß / gelegen / das Westergebürg genant: Daher die Landschafft darinnen / fast biß an die Mosel / das Westerreich heisse. Stöst also das Obere Elsaß an das Sundgäw: das Untere aber ligt zwischen dem Vosagischen / oder Waßgäwischen Gebürg / und dem Rhein / und fienge an von der Eckenbach / oder Landgraben / bey Scheltstatt / und erstrecke sich / biß gen Hagenaw an den Forst / und fürter / biß gen Seltz / auch an die Lauter / biß gen Weissenburg: Oder / es gehet / wie einer sagt / das Untere Elsaß so weit / als deß Bischthumb Straßburg Dioecesis, so sich bey dem gedachten Fluß / oder vielmehr Bach / Eckenbach / zwischen Scheltstatt und Gemar / da deß Bsichthumbs Basel Dioecis sich endet / anfahet / und biß gen Seltz an den Rhein / da deß Speyrischen Bischthumbs Dioeces seinen Anfang gewinnet / gehet. Das Suntgäw / Sunggäw / Sungäw / gleichsam Soli Pagus, wegen seiner Lustbarkeit genant / hebt sich unter Basel / und dem Leynthal an / stöst gegen Auffgang an den Rhein; gegen Nidergang an Burgund; gegen Mitternacht an das Obere Elsaß / von welchem es durch die Thur gescheyden wird: und gegen Mittag an das Schweitzerland. Es erstreckt sich vom Elßgäw (darinnen Pourrentrut / oder Bruntraut ligt) auff drey / und an etlichen Orthen vier Teutscher Meil Wegs / biß an den Rhein hinder demselben ligt die Graffschafft Mumpelgart / davon unten. Das Breißgäw / Brißgäw / Brisigavia; disseit deß Rheins / auffm Germainer Boden / zwischen Offenburg / und Schlangen (welches ein Dorff oberhalb Newenburg ist) gelegen / hat den Nahmen von ihrer Hauptstadt Breysach. Ist zehen Meil Wegs lang / und zwo breyt. In diesen Landen nun haben vor Zeiten die Sequani, Mediomatrici, Tribocci, oder Tribucci, und die Allemanner / gewohnet. Und ist das Sundgäw vor alten Zeiten ein Stück von Burgund gewesen: Und seyn die Sequani in Cisjuranos, und Transjuranos unterschieden worden: deren diese die rechte Burgunder über dem Juragebürg: Jene aber diese Unsere Sequani, oder Sundgäwer: darunter Theils auch die OberElsasser verstanden haben wollen: so an die Helvetier / und Rauracet gestossen: deren Julius Caesar (so besagtes sehr hohe Gebürg zwischen den Sequanis und Helvetiis setzet) und Strabo, gedencken: welcher Letzte / nach den gedachten Helvetiis, diese Sequanos, und Mediomatricos, unter welchen die Tribocci, stellet. Es seyn alles herrlich / edle / und vor diesem Teutschen Krieg wolgebaute Länder. Und ist bald kein Provintz am Rheinstrom / so mit dem Elsaß / so viel Fruchtbarkeit[WS 2] anlangen thut / könne verglichen werden: Daher man es insonderheit / ein Speißkammer / Weinkeller / Kornschewer / und Ernehrer / eines grossen Theils Teutschlands genant: darinn Mandel / ein Menge Castanien / und andere herrliche Früchten wachsen: auch


  1. Vorlage: ron
  2. Vorlage: Fruchtbarkelt
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite II. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_003.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)