Seite:Topographia Alsatiae (Merian) 103.jpg

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auch geschehen / zu Breysach / wieder über die Brücken / nach dem seine Armee zimlich abgenommen hatte. Dann es war damahln / und auch im folgenden Jahr / ein elender Zustande im Elsaß. Und hatte man Anno 36. erfahren / daß bey Ruffach / ein Weib / und Kind / nebenst Hunden / und Krähen / bey einem Aaß / mit einander Collation gehalten. Besagter Hertzog von Lothringen theilete darauff sich im Brißgäu / Ortenau / und im Badischen / auß / und ward von den Römisch-Catholischen Schweitzern / und von deß Johanniter Meisters Sitz Heydersheim proviandirt; welcher mit dissimuliren erhalten / daß die Schwedischen Armeen solches jederzeit geschonet / und Ihm ein klein Magasin vor ihren Feind zu sparen / mittel gelassen; wie Kemnitz vom Schwedischen in Teutschland geführten Krieg / berichtet: Wie folgender Zeit / und ümb den Anfang deß 1652. Jahrs / die Lothringischen Völcker sehr übel allhie zu Reichenweyler gehauset / das ist noch in frischer Gedächtnüß.


Reichshofen / Reißhofen.

Im Undern-Elsaß / in der Gegend ümb Hagenau / gelegen. Hat vorhin zum Theil Chur-Pfaltz einmal gehört / hernach war es deren von Ochsenstein / so allda gewohnet / von denen es an Zweybrück / und endlich an Hanau kommen seyn solle. Ligt in der Herrschafft Liechtenberg; Munsterus sagt daß dieses Reichshofen / seiner Zeit / der Graffen von Bitsch / und vorhin deren von Ochsenstein / gewesen. Vielgedachter Hertzog Bernhard schreibet lib. 3. cap. 16. daß die Herren von Geroltzeck / und die Beyer und Boparten / etwas Gerechtigkeit an Reichshofen / von den Herren von Ochsenstein / geerbt hätten; sonsten aber solcher Ort an die Graffen von Zweybrücken kommen seye; und hätte letzlichen Graff Jacob dieses Städtlein / dem Stifft Straßburg / mit besonderen Conditionen, zu Mannlehen auffgetragen. Als hernach derselbe gestorben / habe sich der Bischoff von Straßburg selbigen Städtleins genähert; Darauß vielfältige Rechtfertigung / Eingriff / und Pfändungen / zwischen hochermelten Bischoff / und den Graffen zu Hanau entstanden seyen. Und soviel sagt dieser. Sonsten findet sich / daß dem Marg-Graffen Johann Georgen zu Brandenburg / gewesten Administratori deß hohen Stiffts Straßburg / ümbs Jahr 1602. allein noch das Hauß Dachstein / das Ambt Oberkirch / und dieses Städtlein Reichshofen (weilen in der eil etwas Besatzung an solche Ort gebracht) von dem Stifft gelassen worden. Siehe unden Schäffeltzheim. Anno 1633. ward dieses Städtlein / und Schloß Reishofen / von Herrn Pfaltz-Graff Christian / Birckenfeldischer Lini, im Junio, auff Gnad / und Ungnad / wieder erobert.


Reipertzweiler /

Gehört zur Herrschafft Liechtenberg / so jetzt Hanauisch / und haben etliche Herren von Liechtenberg ihre Begräbnüß allda.


Rheinau / oder Rhingau /

Ein Bischofflich-Straßburgischer Marckt-Fleck / den Wimphelingus, in Conrado 66. Episcopo, Civitatem, und auch andere ein Städtlein nennen / darbey der Fluß Ischer in den Rhein fällt / und welchen Orth die Armeniaken Anno 1444. nicht erobern konten: weil die Schützen solchen dapffer defendirten / unangesehen er zuvor Anno 1429. von den Straßburgern gewonnen worden. Hertzog in der Elsasser Chronic. lib. 2. cap. 88. und lib. 3. cap. 3. et 5. am Ende: und die Straßburger Chronick. Heutiges Tags will man diesen Orth nur für einen Marckt-Flecken halten. Disseit deß Rheins / und gegen Rheinau über / ligt das Dorff Wittenwihr / oder Wittenweyer / allda Anno 1638. Hertzog Bernhard von Sachsen-Weymar / einen stattlichen Sieg erhalten / und ward damahln der Hertzog von Savelli in den Rücken geschossen / und der Feld-Marschall Graff von Götz flüchtig. Den 31. Julii, thate man die Todten begraben / und den 1. Augusti, Alten Calend. das Danck-Fest halten. Siehe Georgium Engelsüß / im 1. Theil Weymarischen Feld-Zugs / pagin. 9. sequent. Item / oben Benfeld.


Rheinfelden.

Ist die vierdte Stadt under den Rheinstätten / auff der lincken Seiten deß Wassers / ein grosse Schweitzerische / oder kleine Teutsche Meilen under Seckingen gelegen / so vor Zeiten nur ein Schloß / und Herrschafft gewesen. Ist jetzt under den gemeldten vier Städten die schönst / vest / und am besten erbauet / und hat ein zierliche Brück über den Rhein. Von welcher / ihren Namen / und Abkommen die Truchsessen von Rheinfelden haben; die Vor-Zeiten auch eigene Graffen dieses Namens gehabt / auß welchen Rudolphus, nach Abgang Hertzog Othen in Schwaben Anno 1058. von Käysers Henrici IV. Mutter / als der Regentin / zum Hertzog in Schwaben gemacht worden: Aber / als er sich wider besagten Käyser aufflehnete / und zum Römischen König machen ließ / auch darüber ümbkam / so verliehe der Käyser Schwaben Graff Friderichen von Hohen-Stauffen / und blieb Rheinfelden (so damahln / wie gesagt / nur noch ein Schloß im Rhein war) Hertzog Bertholdo III. von Zäringen / so sein Königs Rudolphi einige Tochter hatte. Nach Abgang deren von Zäringen / so das Städtlein erbauet / fiel dieser Ort an das Reich; das Schloß aber im Rhein zu Rheinfelden / oder Stein / bekam hernach Rudolphus von Habspurg / ehe er noch Käyser ward; und versetzte folgends Käyser Ludovicus IV. auch die Stadt dem Hauß Oesterreich / jedoch ihre Freyheiten / so sie von Käysern und Königen hätten / derselben vorbehalten. Da man aber sie dem Hauß Oesterreich gar eigen machen wolte / da verbandte sie sich mit den Baselern / und ward Anno 1446. das besagte Schloß / oder Stein im Rhein / so auff dem Felsen im Rhein / daran die Brücke hingehet / gestanden / und noch der Stein Rhynfelden genandt wird / von den Eydgenossen in

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Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_103.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)