Seite:Topographia Alsatiae (Merian) 144.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und S. Ulrich / von den Herren von Kaltenbach / und deß Frauen-Klosters Berau / von Frau Ita von Kaltenbach / gestifftet / gedencket. Es ist nicht weit von diesem Städtlein das Glotterbad / so den Leber- und Gallsüchtigen nützlich / die Verstopffungen deß Miltzes resolvieret, dem kalten und feuchten Magen / wider den Hundshunger / und alte Fieber gut ist. So ligt auch nicht weit von hinnen / und Freyburg / das Zuckenthalerbad / so den Wassersüchtigen / und wider die Auffblehungen von Winden / den Keuchenden und Krätzigen gut ist. Andernacus de balneis, et aquis medicatis, pag. 95.


Waldshut.

Glareanus rechnet bey zehen tausend Schritt ungefährlich von Lauffenberg hieher / und nennet diesen Ort Sylvae Custodiam, weil der Schwartzwald / der also von den schwartzen Tannen genennet wird / hieher reichet. Es ist diese Stadt under den vier Oesterreichischen Rhein-Städten / ob Basel / die Obriste / so gleich am Rhein / auff der rechten Seiten / vor dem Einfluß der Aar über ligt. Solle vorhin nur ein Jäger-Hauß / den Käysern gehörig / darauff ein Amptmann gewohnt / da gestanden seyn; biß ümbs Jahr 1249. von Graff Albrechten von Habspurg eine Stadt da erbauet / dieselbe mit Privilegien begabet / und bevestiget worden; die aber Anno 1492. übel verbronnen / als sie zuvor Anno 1468. von den Schweitzern vergebens belägert gewesen. Anno 1525. machte ihr Pfarrer Doctor Balthasar Hübner von Friedberg / ein Widertäuffer / viel Ungelegenheit allhie. In dem jetzigen Teutschen Krieg / hat diese Stadt auch Noht gelitten / und ist folgends Anno 1638. von Hertzog Bernharden zu Sachsen occupiert worden. Es hat allhie keine Brück mehr über den Rhein / wie Munsterus, in Beschreibung deß Boden-See / erinnert. Under Waldshut / und bey einer Stundt Fußwegs ob Lauffenberg / ligt das kleine Städtlein Hauenstein / oder Howenstein / am Rhein / so nur / wie ein schlechtes Flecklein: auch Oesterreichisch. Es ist Vor-Zeiten auff dem Felsen allda ein alt zierlich Schloß gestanden / davon noch ein Thurn übrig / darinn der Wald-Vogt sein Gefängnüß hat. So ligt zwo Stund von Waldshut das Schloß Guttenberg. Stumpfius in der Schweitzer Chronick / Munsterus in der Cosmographi, und Relationen.


Wangen /

Ein Städtlein und Schloß /dem Stifft Straßburg / und Aebbtißin daselbst zu[WS 1] S. Stephan gehörig / welches Anno 1375. die Englische mit Schalckheit gewonnen / und viel Unlust den Frauen / und Töchtern / anthäten / auch raubten / was darinnen / war. Wider die Armeniaken wehrete sich Wangen Anno 1444. Anfangs wol; aber letztlich ward ihnen dieses Elsassische Städtlein / sampt dem Schloß / aufgeben: so die Elsasser hernach / ausser deß Schlosses / wieder eingenommen / und halb abgebrandt haben. Straßburger- und Hertzogs Elsasser Chronicken.


Wantzenau /

Ein offner Fleck / mit einem guten Schloß / zum Bischthumb Straßburg gehörig: Anno 1653. war Herr Jacob Christoff von Wangen / etc. Bischofflicher Ambtmann der Pfleg Waantzenau.


Wassenburg /

Ein zerfallen Schloß / oberhalb Niderbronn / Herren Graffen von Hanau gehörig. Ist etwan ein Wehr deß Passes der Strassen gewesen / so / von Bitsch / durch Niderbron / ins Elsaß gehet. Es stehet noch auff dem Hause / in einem Felsen / nachfolgende Schrifft gehauen: Deo Mercurio Attegiam Tegulitiam compositam Severinus Satulinus C. F. ex voto posuit L. L. M. wie Hertzog / in der Elsasser Chronick lib. 3. fol. 53. von seiner Zeit berichtet.


Wattweil

Ein Städtlein an den Bölchen / zwischen Sultz und Tann / nahend Sennen / gelegen / und dem Fürstlichen Stifft Murbach / so nicht weit davon / gehörig. Anno 1375. haben diesen Ort die Engelländer und Gugeler; wie mans genennet / mit Sturm gewonnen. Es ligt darbey ein Bad / so den Keichenden / und wider den überflüssigen Schleim / nützlich ist: dienet auch dem Magen / und erkältem Gedärm: Trücknet die überflüssige Feuchtigkeit der Nerven: Ist den sandigten Nieren gut / und heilet die Krätze. Hertzog in der Elsasser Chronick libr. 2. capit. 42. Andernacus de balneis pag. 94 et Johann Göbel von Bädern / pag. 87. Anno 1634. eroberte diesen Ort / neben vielen andern / Herr Rhein-Graff Oth Ludwig / und die Schwedischen. Von dem Bade allhie / dessen auch im besagten unsern Text gedacht wird / schreibet Bauhinus, in der Histori vom Bollerbad / also: wiewol das Wasser zu Watweil im Elsaß / under dem Abbt zu Murbach / muß gewärmet werden / und man sein nicht viel achtet / daß es schier gar nicht gebraucht wird / da man auch die Springquellen nicht säubert / noch bequeme Oerter aufgebauet seyn. (Er redet aber von seiner Zeit ümbs Jahr 1589.) daß man daselbst baden könte: Nichts destoweniger ist es gar heilsam / wie ich an mir selbst / und andern /solches erfahren habe / zu den innerlichen Kranckheiten / da sich / in meinem Magen / eine schleumige Feuchtigkeit gehäuffet hatte / so vom Haupt herab gefallen / und die Leber gar hitzig war / wiewol der Schweflich Geruch fürnemlich sich erzeigte.


Wegelburg /

Ein Schloß / so zu deß Hertzog Bernhards Zeiten / wie Er lib. 3. cap. 18. berichtet / Pfältzisch gewesen. Sol ein Pfandschafft vom Reich seyn. Anno 1272. wurde es durch die von Straßburg / und den von Ochsenstein / Land-Vogten im Elsaß / eingenommen.


Weissenburg / Sebusium.

Oder Cron-Weissenburg / ist eine Reichs-Stadt / an der Lauter / nahend dem Rhein und an den


  1. WS: Vorlage: zn
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Alsatiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Alsatiae_(Merian)_144.jpg&oldid=- (Version vom 10.8.2016)