Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 062.jpg

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anderer vom Sommer berichtet) stehet / zu Wien / ohne Hinderlassung einigen Manns-Stammen / gestorben / erstlich Statt Freyheiten bekommen. Ist Anno 1641. den 23. Maji / N. C. ausser dem Spital / Pfarrkirchen / und Schergenhauß / mit allen Gebäuen / in Grund verbronnen; der Thurn an der Pfarrkirch hat auch daran gemüst / und ist das Feuer im Wirtshauß zum Gulden Hirschen außkommen / als eben vorige Nacht höchstgedachte Käiserin Wallfahrten räisende / allhie logirt hätte. Der verstorbene hochwolernanter Herr Graff hat allda / mit Erbauung eines neuen Franciscaner Closters / und Kirchen / und absonderlich S. Maria di Loreto Capell / Modell deß Heiligen Grabs / und Bergs Calvariae, grosse Unkosten angewendet / so damaln auch im Rauch mit auffgangen: Ist aber / sampt dem Stättlein / nunmehr alles wieder erbauet / wie berichtet wird. Hochwolgemelter Herr Graff hat fünff Herrn Eydam / oder Töchtermänner / hinterlassen; deren einer / nemlich Herr Lutz / Herr von Dietrichstein / Geheimer Rath / und Cammer-Praesident zu Grätz im Land Steyer / dieses Stättlein / sampt dem Residentz Schloß Greinburg / in der Theilung / bekommen. Besagter Bericht meldet / Herr Graff Gebrian ein Italianer / hab Maidthausen; Herr Heinrich Wilhelm von Stahrenberg die Herrschafft Schwertberg; Herr Caspar von Stahrenberg die Herrschafft Creitzing / sampt dem Berghauß / (so Herrn Grafens von Meggau fast die beste Herrschafft / weil sie in die 1400. Unterthanen haben soll /) und der junge Herr Graff Slawata die Herrschafft Freystatt überkommen.

Ein halbe Meil von Grein liget Strom / ein altes Flecklein / und Wesen / sampt der Maut / oder Zoll; dabey nahend / und also auch unterhalb Grein achthalb Meil unter Lintz / und dritthalb Meilen oberhalb der Statt Ipß / seyn der Strudel / und Wirbel / sampt S. Niclas Kirchen / so vor Zeiten gefährlich gewesen / und noch berühmt seyn. Einer schreibt in seiner Räiß-Verzeichnuß hievon also: Es hat ein vermeintlich gefährlich Ort im Strudel genant / da das Wasser der Thonau / wegen der darinn habenden Felsen / hoch über sich steiget / an einem Berg / darauff ein alt zerfallen Schloß stehet: Die erfahrne Schiffleut aber fahren so hart sie können / an dem Gestad / auffm Kieß / beseits hindurch / und ist sich allhie gar keiner Gefahr zu besorgen; und wann das Wasser groß / kan man neben hin / durch einen gar sichern Gang / schiffen. Auff ein paar hundert zwey Schritt kommt man in den Würbel / in welchem das Wasser / weil es für einen Felsen etwas schnell fürüber laufft / sich etwas auffhält / und einmal zwey herum laufft / daß der / so es sihet / und man es ihme nit weiset / schwerlich warnimt / und also gar keine Gefahr zugewarten ist. Nach dem man aber durchgefahren / so stehet auff einem Berg S. Niclaß Capell / und ein Hauß viere dabey / und fähret ein Mann mit S. Niclaß Bild herbey / welchem ein jeder / nach Belieben / ein Allmosen giebet. Und dieses sagt die angedeute Verzeichnuß. Dabey aber zu mercken / daß es nicht allezeit so gar ohne Gefahr da zugehet; sonderlich wann man unerfahrne / und trunckene Schiffleut hat. Was aber obberürtes altes Wesen / so die Verzeichnuß ein Schloß nennet / anbelangt / so stehet nur ein kleiner steinen Thurn / ohne Holtz / und Dach / auff einem auß der Thonau herauff / und über dieselbe gehendem Felsen / allda; so der Teuffels Thurn genennet wird; dessen Ursach / und davon eine Histori / beym Johan Aventin / in der Bayrischen Chronic lib. 5. fol. 330. zu lesen ist. Besihe auch / was gedachter Lazius, an besagtem Ort / fol. 1091. von den obernanten beeden Orten (so er Struden / und Werffel nennet / und die Gefahr allda noch zu seiner Zeit gar groß machet); Item / dem Heßgang / als dem drittem gefährlichen Ort / durch welchen man komme / wann man den Werffel vermeiden / oder fliehen wolle / weitläuffig schreibet. Anderthalb Meilwegs unter obgedachtem Strom (allda sich die Schiffe / so wider das Wasser herauff gehen / sonderlich Herbst- und Lintzer Meßzeiten / mit den Weinen / und Wahren lang auffhalten / biß sie die Maut / oder den Zoll / nach dem sie durch den Wirbel / und Strudel kommen / richtig machen /) ligt das Dorff Isper / auch an der Thonau / und dem Wasser Usper / oder Isper / dabey sich Ober- und Unter-Oesterreich / auff dieser Seiten / gegen Böheim zu scheiden thun. Und hat man alsdann noch ein Meil zur Statt Ipß.


Grießkirch.

Ein neues auß einem Marcktflecken erhöchtes Stättlein / in Ober-Oesterreich / und desselben Haußruck Viertel / in der Gegend von Peurbach / an einem Wässerlein Drätn genant / gelegen / und den Herrn von Polheim / sambt dem Schloß Partz / gehörig.


Haimberg / Haimburg / oder Haynburg.

Von Theils Hamburgum Austriae genant / an der Thonau / und acht Meil / dem Wasser nach / unter Wien / und gar an den Ungarischen Gräntzen / oder / wie Gerardus de Roo schreibet / bey dem ersten Eingang auß Ungarn in Oesterreich (aber allbereit in Oesterreich) gelegen. Auß dem alten Gemäuer / und anderm / ist zuersehen / daß es ein alter Ort / der vor Zeiten sehr groß; da vorhin auch eine Probstey gewesen / so aber jetzt nicht mehr allda ist. So hat auch tt>Leopoldus der VI. von Oesterreich / die stattliche Niderlag / und Kauffmannschafft / von dannen / ums Jahr 1200. nach Wien verlegt. Dann allhie vor Zeiten nicht allein die Oesterreichische Fürsten unterweilen Hoffgehalten; Sondern auch die Schwaben allda ihre Wahren / so man nach Ofen in Ungarn führen sollen / abgeladen / und niedergelegt haben; Nachdem Anno 1050. auff dem Tag zu Nürenberg / beschlossen worden / die in dem Krieg des Käisers / Henrici III. mit dem auffgeworffenen Ungarischen König Ovone geführt / durch Feuer untergangene Statt

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Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_062.jpg&oldid=- (Version vom 29.11.2020)