Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 066.jpg

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Haimburg wieder zu bauen / so auch geschehen; obwoln solches zu verhindern die Ungarn sich unterstanden haben. König Matthias Corvinus auß Ungarn hat zwar mit der Zeit / nemlich Anno 1482. wie Roo will / diesen Ort belagert / auch denselben / nach dem Er in die 200. tausend Gulden darauff gewendet haben soll / endlich erobert: Aber Anno 1490. ist Er / und sonderlich das Schloß / von K. Maximiliani deß Ersten Leuten wieder einbekommen worden. Davon Bonfinius decad. 5. rer. Hungar. lib. 1. zu lesen. Gabriel Bethlem / der Siebenbürgische Fürst / hat im nächsten Böhmischen Krieg / diesen Ort belagert / aber solchen[1] / weiln ihn sein Lager vest machet / nicht erobern können. Der Zeit ernähren sich die Einwohner mehrertheils vom Wein- und Ackerbau allda. Es hat auch ein Gesundbad allhie / so aber gewärmet werden muß. Auff dem hohen Berg dabey ist ein unbewohntes altes Schloß; und nisten auff solchem Berg / so der Haynberg genant wird / die besten Falcken / und Blaufüß / wie Münsterus schreibet. Theils geben für / daß solches Schloß von Hexen / und Zauberern bewohnt werde / die allda ihre Täntze anstellen; davon aber kein Grund / und Beweiß / vorhanden. Gegen Haimburg über / allda das Wasser die March / oder die Mahr / in die Thonau fällt / ligt auff einem hohen spitzigen Felsen das Schloß Dewin / oder Teben / sampt dem Marcktflecken darunter.

Bey zwo Meilen oberhalb Haimburg / und 6. unter Wien / auch an der Thonau / ligt das Dorff S. Petronell / da man noch alte Müntzen / und Sachen / findet / die da anzeigen / daß etwann ein vornehme Statt allda gestanden. Und wird dahero von den meisten darfür gehalten / daß die weyland berühmte Statt Carnuntum da gewest seye; wiewol andere obernante Statt Haimburg selbsten darvor halten. Besiehe von Petronell Lazium lib. 5. Reip. Rom. p. 560. und lib. 12. sect. 3. c. I. welcher auch im Schloß daselbst (welches Anno 1619. die Ungarn mit Sturm erobert / geplündert / und gantz abgebrant haben) ein alte inscription setzet; und ingleichem von Teutsch-Altenburg / nahend den Ungarischen- und Oesterreichischen Gräntzen / zwischen Haimburg / und Regelsburg / (welches letztere der halbe Weg / zwischen Preßburg / und Wien / seyn solle) gelegen / (in welchem Altenburg / davon die neue Beschreibung deß Königreichs Ungarn Mart. Zeilleri, zu lesen / man auch viel alte Sachen / und Müntzen / findet) handelt; und im 5. Capitel der erwehnten Statt Haimburg mit mehrerm gedencket. Nicht weit von besagtem Regelsburg / solle / wie einer schreibet / ein Käiserlicher Thiergarten / von einer Meilwegs weit / und mit einer hohen Mauer allenthalben umgeben / und voller Thiere seyn.


Horn.

Diese Statt / sampt dem Schloß / ligt in Unter-Oesterreich / gegen Mähren zu / an einem Wasser / so von Theils Teffer / von andern der Kamp genennet wird / nahend Schraitenthal / und Egenburg / neun Meilen von Wien / und 4. von Crembs / hat vorhin den Herren von Puechheim gehört; allda sich die Evangelische Oesterreichische Stände unterweilen zusammen gethan / auch ein feine Schul daselbst / und Apothecken gehabt haben: Ist folgends im nächsten Böhmischen Krieg confiscirt, und vom Herren Muschinger Freyherren außgebetten worden / an dessen Töchtern eine solcher Ort kommen; und gehört Er der Zeit Herrn Graff Kurtzen / etc. zu / wie berichtet wird. Wolffg. Lazius lib. 12. Comment. Reip. Rom. sect. 7. cap. 7. meldet / daß die Grafen von Beilsteyn / die auch Grafen von Bleien genant worden / sich in drey Stämme außgetheilt / nemlich Beilstein nahend Melck / wo jetzt S. Leonhards Marckt / vor Zeiten Beilsteyn genannt. 2. Von Schala / fast eben dort herumb / neben dem Gestade deß Flusses Boilach / wo jetzt Schalenburg ist; Und 3. der Grafen von Hardeck / die schon fast vor 400. Jahren / allbereit zu seiner Zeit / abgestorben waren. Dann die letzten Otto. und Conradus, Anno 1265. in der Schlacht / so sie mit den Ungarn gehalten / umkommen; und hat deß Grafen Otten Wittib / Biliburg / ein geborne Gräfin von Helffenstein / auß Schwaben / einen Sachsen / Nahmens Berchtold von Rabenswald / geheuratet / welches neues Geschlecht der Grafen von Hardeck / zun Zeiten Käisers Friderici IV. auch abgangen; von welchem Käiser die Brueschencken / Steyrische Edelleut / Sigmund / und Heinrich / geweste Käiserliche Cammerer / Grafen zu Hardeck gemacht worden / die auch etliche Schlösser der Grafen von Machland / so der ersten Grafen von Hardeck Vettern gewesen / erlangt haben. Auß obgedachten Grafen von Boilsteyn nun / haben Occarius, und Albertus, das Closter S. Hippolyti, oder Pölten / (so von Boilsteyn / und dem Wasser Boilach /) jetzt Pielach (nicht gar weit gelegen) unter dem König Pipino erbaut / und seynd sie vom Pabst Zacharia, deme sie wider die Saracener Hülff gethan / mit den Reliquien S. Hippolyti, und S. Quirini, begabt worden. Die Oesterreichische Jahrbücher sagen / daß auch obgedachte Statt Horn / und der Marckt Polan / so noch daselbsten Hardeck nahend seyn / zu der obgedachten Graffschafft Peilstein gehört haben: Und daß sie die Grafen von Pleien auch die Clöster Paumgartenberg / Seisensteyn / (welches letzte nahend der Statt Ipß gelegen /) und S. Bernhardi oberhalb Horn gestifftet. Welches dann der Statt Horn zu lieb / wir / auß dem angezogenen Lazio, Teutsch geben / und hieher setzen wollen. Anno 1619. hat Graff Bucquoy dieses Horn / und Anno 20. den 8. Sept. die Käiserischen abermals solches eingenommen.


Ips / Ypß / Ipsium, Ibissa.

Diß ist die Landsfürstliche Unter-Enserische Statt / an der Thonau gelegen / daselbsten es eine Käiserliche Maut / oder Zoll / hat; dabey das Wasser Ips sich in die Thonau ergiesset; daher auch Phil. Cluverius darfür hält / daß es der Alten Pons Isis seye: Andere aber setzen deß Ptolemaei

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: sochen
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)