Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 144.jpg

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Drittens / das Landhauß / darinn die Löbliche Nieder-Oesterreichische Stände ihre Landtäge / und Zusammenkunfften halten / darinn auch das Einnehmer Ampt ist.

Viertens das Rathhauß.

5. Der Käiserliche Marstell.

6. Die Müntz.

Theils besichtigen auch 7. in der Kärnerstrassen das Haasenhauß.

Item 8. den Heydenschuß / so von den Hunnen den Nahmen haben solle;

Item 9. die steinerne Säul / daran ein Monstrantz / sampt Lateinisch- und Teutscher Schrifft eingehauen / wie daselbst Anno 1549. den 27. Junii / einem Priester / von einem Handwercksgesellen / die Monstrantz auß der Hand geschlagen worden / den man hernach gerichtet hat; und anders mehr; Und dann / ausser der Statt / die schöne Gärten / Freudhöfe / oder Gottsäcker / Lusthäuser / Thiergarten / neuen Bau / und dergleichen. Wie dann insonderheit deß Herrn Kielmanns schöner Lustgarten vor dem Stubenthor / als welcher mit schönen Außtheilungen / Gallerien / Bundwerck / stattlichen Lusthäusern / Fontainen / Zimmern / und Gemälden / auff Italianische Art erbauet / und gezieret / zu sehen wol würdig ist.

Es sagt Wolff. Lazius von hier bürtig / in der weitläufftigen Beschreibung dieser Statt lib. 12. Commentar. Reip. Rom. sect. 3. cap. 7. daß allhie zwölff unterschiedliche Gerichtstül / und Bottmässigkeiten / so in keiner andern Statt deß Teutschlands / wie Er darfür halte / zu finden; darunter dann seyen 4. Geistliche Obrigkeiten / als deß Bischoffs zu Passau / deß Bischoffs zu Wien / der Hohen Schul / und des Capituls / so zween Officiales, der Rector, und der Dechant / verwalten. Darnach seynd acht weltliche / als 1. die Regierung / und Statthalterey / sampt dem Cantzler / in den Oesterreichischen Landen / 2. die Cammer / und derselben Praesident / 3. die zween Land Marschallen (die anderswo Landshauptleut / und Praesidenten der Verordneten[1] / oder deß Außschusses / genennet werden) / so ihre Beysitzer / und 3. Verordnete haben / 4. der Hansgraff mit seinen Beysitzern / welche ins gemein Fürkäuffer genant werden / 5. der Burgermeister / und Statt Rath / 6. der Statt Richter / 7. der Mautner / oder Zöller / 8. und dann der Forstmeister / so über den Wienerwald gesetzt ist. Besagten Herrn Rectoris der Hohen Schul allhie Jurisdiction erstreckt sich gar weit / und über alle / so solcher Hohen Schul angehörig seyn. Und bestehet der Universität Rath von 16. Personen. In dem bittlichen Begehren deß Raths allhie / an Ertzhertzog Leopolden / etc. in Anno 1619. stehet / unter anderem / daß der unburgerlichen Personen 3. 4. oder 5. mal mehr zu Wien / als der Burger seyen / welche der Burgerschafft das Brod vor dem Mund abschneiden. Vor Zeiten seyen mehr / als achttausend Burger in der Statt gezehlt worden / dieser Zeit aber seyen in- und vor der Statt nicht über 1300. und unter denselben 400. und etlich wenig / so eigne Behausung haben. Nun seyen der Häuser in der Statt nicht weniger worden / auch nicht weniger Personen / die sich in der Statt nehren / und dieselbige bewohnen / aber der mehrertheil sey unburgerlich / und den Bürgern entzogen. Biß daher diese Bitt / etc. Wie es aber der Zeit hiemit bewant / davon können wir / als zimlich weit abwesend / nichts berichten. Anno 1646. waren zu Wien / neben Herrn Georg Gottfrieden Reittenspieß / von Weillern / Röm. K. M. Rath / und Statt Anwalden; Herren Caspar Bernhard Burgermeistern; Herrn Johann Georg Dietmayr Stattrichtern; Herrn Andrea Leonhart Denck / U. J. D. und Statt-Schreibern; Herren Johann Friederich Clement / Secretario; Herrn Johann Michael Metzlern Stattgerichts Gegenhandlern; und Herrn Peter Waltern Publ. Notario, auch Käiserl. Urthl. und Schrannen-Schreibern / im Innern 24. und im Aussern Statt Rath 75. Personen. In dem gemeldten Statt Rath sitzen 18. Personen / welche die Stättische / und Bürgerliche Sachen berathschlagen / und einen Käiserl. Praesidenten haben / welche Stell obwolgedachter Herr D. Sebastian Tengnagel / bey seinen Lebzeiten / verwaltet hat. Johannes Cuspinianus, der berühmte Historicus, hat sich auch Praefectum Urbis Viennensis geschrieben. In Criminal-Sachen hat der oberwehnte StattRichter seine Räth / und Beysitzer / die aber alle auff den Land Marschallen in Unter-Oesterreich ihr Absehen haben müssen / welches Ampt lange Zeit verwaltet hat / und vielleicht noch / Herr Seyfried Christoff Preuner / Freyherr / der Röm. Käiserl. Majest. geheimer Rath / und Statthalter zu Wien.

Es haben sich allhie viel grosse Sachen verloffen / deren wir / Kürtze halben / allein etliche erzehlen wollen. Unter deß Käisers Arnolphi Sohn / Käiser Ludovico, Item, bey Regierung der Käisers Conradi I. und Henrici I. ist diese Statt von den Ungarn übel verwüstet worden. Zun Zeiten Käisers Coradi II. wurde sie von S. Stephano, König in Ungarn / eingenommen / so dazumal noch Bayrisch war / weiln der Käiser seinem Sohn Henrico III. das Hertzogthum Bayern verliehen / und der König / wegen seiner Gemahlin Gisalae, Käiser Heinrichs deß Andern Schwester / vermeynte / daß sein Sohn Emerich der rechte Erb zu Bäyern wäre. Als der letzte Hertzog von Oesterreich / auß dem Bambergischen Stammen / Fridericus Bellicosus, in deß Käisers Friderici II. Ungnad gefallen / so ist Er / der Käiser / Anno 1236. auff Wien kommen / den die Bürger daselbst stattlich empfangen / der auch allda in drey Monat lang verharret ist / und Wien zu einer Reichs-Statt gemacht / und ihr das Wappen / so sie noch heutigs Tags führet / nemlich einen güldenen / und gekrönten Adler / in schwartzem Felde / gegeben. Sie ist aber nur vier Jahr ein Reichs-Statt geblieben. Dann sie besagter Hertzog / als der Käiser anderswo zu thun hatte / belagert / und also geängstigt / daß sie sich ihme wieder hat ergeben müssen. Anno 1252. ward Wien vom König Bela aus Ungarn belagert. Anno 1267. wurde ein Concilium allhie gehalten / dessen Statuta Andreas Brunner lib. 14. Annal. Boicor. pag. 817. seq. setzet. Anno 1282. (al. 1276.) belagerte die Statt Käiser Rudolphus der Erste / wider dessen Sohn / und ihren Herrn / sie sich hernach vergriffen / deßwegen sie auch umb etliche Freyheiten kommen / wie Gerhardus de Roo schreibet. Anno 1408. seynd der Burgermeister Conrad Vorlauff / und andere deß Raths allhie / enthauptet / und ihre Cörper zu S. Stephan begraben worden / deren Grabschrifft daselbst zu lesen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Verodneten
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_144.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)